Citylogistik

Grüne Zustelllogistik gesucht

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Archivbild.(c) REUTERS (Charles Platiau)
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Die Digitalisierung und der Ausbau von Paketboxen könnten Leerfahrten reduzieren, ist man bei der WKW überzeugt.

Die Zahl der Online-Shopper steigt stetig, und damit auch das Paketaufkommen. Ein Trend, der sich durch die Coronapandemie noch verfestigt habe, betonte Alexander Biach, Standortanwalt bei der Wirtschaftskammer Wien (WKW), in einem Mediengespräch. Deshalb sucht die Wirtschaftskammer nach einer umweltfreundlicheren Zustelllogistik.

Mit durchschnittlich 36 Paketen pro Kopf und Jahr (nur Privat-, ohne Geschäftskunden) liegt Wien deutlich über dem Österreich-Schnitt von 18 und sogar leicht über dem Level von Deutschland (32). 2019 wurden in der Bundeshauptstadt in Summe 95,7 Mio. Pakete zugestellt – ein neuer Rekord. 2018 waren es 87,6 Mio., im Jahr 2014 überhaupt erst 55,4 Mio. Heuer rechnet man mit rund 110 Mio. Packerln. „Da ist der Corona-Impact noch gar nicht mitberechnet“, gibt Biach zu bedenken. Und das Wachstum wird weitergehen. Berechnungen weisen für Wien 2025 bereits 150 Mio. Pakete aus – im Extremfall sogar 190 Mio. und damit eine Verdopplung im Vergleich zum Vorjahr.

Abholstationen aufstocken

Nun stelle sich die Frage, wie man „trotz der massiven und nicht abwendbaren Volumensteigerungen“ die internationalen Klimaziele erreichen könne, verwies der Standortanwalt auf die daraus folgende Umweltproblematik. Margaretha Gansterer, Vorstand des Instituts für Produktions-, Energie- und Umweltmanagement an der Universität Klagenfurt, sieht zwei mögliche Zugänge. Einerseits gäbe es die Möglichkeit von Kollaborationen zwischen Transportdienstleistern über digitale Plattformen. Dadurch könnten überlappende Touren effizienter gebündelt werden, „wodurch nicht sämtliche Anbieter ständig kreuz und quer durch die Stadt fahren müssen“, sagt die Expertin. Internationale Beispiele zeigen laut Gansterer Emissionseinsparungen von 30 bis 60 Prozent. Gleichzeitig helfen Paketboxen, Leerfahrten zu verhindern. Denn die große und auch kostentreibende Herausforderung besteht derzeit darin, die Pakete in jenen Zeitfenstern zu liefern, in denen die Kunden zu Hause anzutreffen sind. Kann die Lieferung nicht abgegeben werden, muss ein neuer Zustellversuch erfolgen. Mit stationären oder mobilen Abholstationen, die im Optimalfall von mehreren Paketservices befüllt werden können, ergäbe sich für Anbieter und Kunden mehr Flexibilität, meint die Expertin.

Paketboxen in Bauordnung

Davor Sertic, Spartenobmann im Bereich Transport und Verkehr der WKW, fordert deshalb die verpflichtende Errichtung von Paketboxen in Neubauten. „Ziel muss es sein, das in der Bauordnung zu verankern.“ Im Rahmen des Projekts „Logistik 2030+“ will die Kammer außerdem mehr Leerstandsflächen in der Innenstadt als Logistik-Hubs nutzen, um von dort die Waren auf der letzen Meile effizienter zum Endkunden zu bringen. Darüber hinaus sollen Park-and-Ride-Anlagen und Umsteigeknoten mit Abholboxen bestückt werden. (APA/ebe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.11.2020)

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