Analyse

Apple ohne Intel – was sind die Folgen?

APA/AFP/Apple Inc./BROOKS KRAFT
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Nach 15 gemeinsamen Jahren beendet Apple die Kooperation mit Intel und macht auch die Chips für Mac-Rechner selbst. Intel hat auch so schon genug Probleme.

Wien. Am Dienstag präsentierte Apple zum dritten Mal innerhalb weniger Wochen neue Geräte. Nach den iPads, Apple-Uhren und den vier iPhone-12-Modellen wurden nun auch die Macintosh-Rechner aktualisiert. Damit beschreitet Apple neue Wege und macht gleichzeitig mit einem langjährigen Partner Schluss: Nach 15 Jahren endet die Zusammenarbeit mit Intel. Apple macht sich unabhängig und entwickelt von nun an auch die Chips für die Mac-Rechner selbst.

Das MacBook Air, der MacMini und die Pro-Version werden als erste Geräte mit dem neuen M1-Prozessor ausgestattet. Apple verspricht, dass sie dadurch schneller, sicherer und vor allem auch stromsparender arbeiten können. Erfahrung in diesem Bereich hat Apple bereits reichlich. Schon das erste iPhone und iPad waren mit einem eigenen Prozessor ausgestattet.

Bei den Macintosh-Computern hatte man noch unter Steve Jobs zuerst auf IBM gesetzt, bis man dann vor 15 Jahren Intel zum Hauptlieferanten machte. Was von vielen Apple-Fans als Hochverrat erachtet wurde, erwies sich als kluger Schachzug. Mit den günstigeren und leistungsstärkeren Prozessoren blieb Apple konkurrenzfähig. Dies ermöglichte, Geräte kleiner und leichter zu bauen.

Österreichischen Ursprungs

Mit dem M1 hält nun ein Stück Technik österreichischen Ursprungs Einzug in die Mac-Welt Apples. Denn all diese Prozessoren basieren auf der ARM-Architektur. Diese ist ein ursprünglich 1983 vom britischen Computerunternehmen Acorn entwickeltes Mikroprozessor-Design, das seit 1990 von der aus Acorn ausgelagerten Firma ARM Limited weiterentwickelt wird, gegründet vom Tiroler Hermann Hauser. Mit mehr als 100 Milliarden verkauften Mikroprozessoren zählt ARM zu den meistverbreiteten der Welt.

Für Intel sollte Apples Schwenk nur wenig Auswirkungen haben. Insgesamt hält Apple knapp zehn Prozent der PC-Marktanteile. 2019 hat Apple knapp 18,35 Millionen Mac-Computer verkauft. Bei einem Umsatz von 72 Milliarden Dollar 2019 wird Intel den Verlust Apples also kaum bemerken. Experten gehen davon aus, dass Apple für rund fünf Prozent der Gesamterlöse von Intel verantwortlich ist.

Allerdings läuft es bei Intel derzeit generell nicht rosig, wie auch die Entwicklung der Aktie zeigt. Als Apple-Chef Tim Cook im Juni ankündigte, künftig eigene Prozessoren zu verbauen, fiel die Aktie, die zu Jahresbeginn auf einem Zweijahrzehntehoch bei 68 Dollar gestanden hatte, zwar nur leicht. Ende Juli aber sackte sie ab, weil klar wurde, dass der Chipgigant bei der Entwicklung einer neuen Generation von Prozessoren sechs Monate hinterherhinkt. Ende Oktober folgten abermals enttäuschende Quartalszahlen. Vor allem das Geschäft mit Rechenzentren ging zurück, während der größte Geschäftsbereich – Prozessoren für PCs – stieg. Aktuell steht die Aktie bei 45 Dollar.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.11.2020)

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