Hoher Yen-Kurs Gefahr für Japans Wirtschaft

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Yen(c) AP (Shizuo Kambayashi)
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Japans Finanzminister Yoshihiko Noda kritisiert den hohen Yen-Kurs als Gefahr für Japans Exportwirtschaft. Über mögliche Eingriffe am Devisenmarkt wollte er sich nicht äußern.

Der jüngste Höhenflug der japanischen Währung Yen hat auch am Dienstag angehalten und vor allem die Tokioter Börse unter Druck gebracht. Während der Euro zum Yen auf ein Neunjahrestief fiel, markierte der Dollar sogar ein 15-Jahrestief. Der Euro fiel auf bis zu 106,12 Yen und stand damit so niedrig wie seit Ende September 2001 nicht mehr. Für 100 Yen mussten also umgerechnet bis zu 0,9422 Euro bezahlt werden. Der Dollar rutschte auf 84,17 Yen ab, 100 Yen verteuerten sich somit auf bis zu 1,1881 Dollar.

Die Äußerungen von Japans Finanzminister Yoshihiko Noda auf einer eilends einberufenen Pressekonferenz beschleunigten heute den Höhenflug nur noch. Noda hat den Yen-Höhenflug zwar als Gefahr für die japanische Wirtschaft kritisiert, wollte sich aber nicht zu möglichen Eingriffen am Devisenmarkt äußern. Händlern zufolge profitierte die japanische Devise davon, dass Noda keinen Hinweis auf Interventionen gegen den Anstieg der Landeswährung gegeben habe.

Die Yen-Stärke belastet die japanische Exportwirtschaft und beeinträchtigt die Wachstumsaussichten des Landes. Japans Regierung versucht seit längerem mit verbalen Interventionen den Yen-Höhenflug zu drücken. Experten hatten zuletzt darüber spekuliert, dass die Notenbank die Geldpolitik weiter lockert und so den Yen-Kurs drückt. Daneben besteht auch die Möglichkeit, am Devisenmarkt mit Yen-Verkäufen den Kurs nach unten zu treiben.

Japan würde USA und Europa brauchen

Wie sich ein hoher Yen-Kurs auswirkt

Dass die Bank of Japan (BoJ) einschreitet, erscheint aber unwahrscheinlicher denn je, denn dafür wäre sie auf die Unterstützung der Notenbanken in den USA und Europa angewiesen - und die zeigen wenig Bereitschaft, ihren asiatischen Kollegen zur Seite zu springen. Der Grund dafür ist die schleppende Konjunktur: Die Wirtschaftsleistung in Europa wächst vergleichsweise schwach. In den USA verlor der Aufschwung im Frühjahr an Schwung, und manche Experten befürchten einen Rückfall in die Rezession. Eine schwache Währung kommt den Zentralbanken dabei nicht ungelegen, schließlich hilft sie den Exporteuren.

An der Tokioter Börse belastete der starke Yen die Aktienkurse von Exporteuren wie Canon oder Honda. Der japanische Leitindex Nikkei schloss am Dienstag auf dem tiefsten Stand seit neun Monaten. Analysten äußerten sich enttäuscht darüber, dass der japanische Ministerpräsident Naoto Kan und Notenbankchef Masaaki Shirakawa bei einem Telefonat offenbar keine konkreten Schritte gegen den Yen-Anstieg beschlossen hätten. Angenommen, ein Fernseher kostet 200.000 Yen. Der Ausgangskurs sei 1:100, man bekommt für einen Euro also 100 Yen. Somit kostet der Fernseher 200.000:100 = 2.000 Euro. Steigt nun der Yen-Kurs auf z.B. 1:80 (man bekommt also für einen Euro nur noch 80 Yen), so kostet der gleiche Fernseher mit dem gleichen Yen-Preis 200.000:80 = 2.500 Euro.

Um diesen höheren Europreis würden aber wahrscheinlich weniger Fernseher verkauft werden, denn nicht-japanische Unternehmen können ihre Preise tiefer halten. Daher wird am Markt der Europreis des japanischen Fernsehers auch (fast) gleichbleiben. Das führt dazu, dass das Unternehmen in Japan weniger Yen für seine in Euro verkauften Fernseher bekommt.

(APA)

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