Welthandel

Deutsche Rekord-Abhängigkeit von China-Importen

Containerhafen in Hamburg
Containerhafen in Hamburg(c) www.BilderBox.com (www.BilderBox.com)
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Vor allem gestiegene Nachfrage nach medizinischer Ausrüstung und größerer Bedarf an Elektronik sorgen für Importzuwachs.

Die Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von Importen aus China schnellt im Coronajahr 2020 auf Rekordhöhe. Von Jänner bis September wuchs der Anteil an den gesamten Einfuhren auf gut 11,3 Prozent, wie aus Reuters vorliegenden Daten des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Damit wurde der bisherige Rekordwert aus dem Vorjahr noch einmal deutlich übertroffen. 2019 kamen gut 9,9 Prozent der Warenlieferungen aus der Volksrepublik.

In den ersten neun Monaten 2020 wuchsen die Einfuhren aus China entgegen dem Trend um mehr als fünf Prozent auf 85,2 Mrd. Euro. Dagegen brachen die gesamten deutschen Importe wegen der schwächeren Nachfrage aufgrund der Coronarezession um 9,3 Prozent auf 751,1 Mrd. Euro ein.

Lieferketten gefährdet

„Der Importzuwachs aus China liegt zum einen an einer erhöhten Nachfrage nach medizinischer Ausrüstung, die im Zuge der Pandemiebekämpfung benötigt wurde und wird", sagte der Chefvolkswirt des Mercator Institute for China Studies, Max Zenglein, zu Reuters. "Ein weiterer wesentlicher Grund ist der gestiegene Bedarf an Elektronik, weil so viele Arbeitnehmer ins Homeoffice gewechselt sind."

Ein Problem sieht der Experte in dieser Entwicklung noch nicht. „Disruptionen von globalen Lieferketten stellen jedes Unternehmen vor Herausforderungen, aber insgesamt gesehen ist die Abhängigkeit Deutschlands von Warenlieferungen aus China eher gering", sagte Zenglein. Zwar gebe es Ausnahmen - etwa bei einigen Zwischenprodukten wie pharmazeutischen Vorprodukten oder elektronischen Bauteilen. Im Wesentlichen aber würden vor allem Konsumgüter und Elektronik importiert.

Dennoch rät der Experte der deutschen Regierung, die Entwicklung des China-Geschäfts im Auge zu behalten. "In Anbetracht der wachsenden politischen Risiken, denen globale Lieferketten ausgesetzt sind, sei es ratsam, ein wachsames Monitoring der möglichen Schwachstellen zu haben", sagte Zenglein. Dazu gehöre die Klassifizierung von Waren, die für Industrie, Sicherheit und Gesundheitswesen besonders wichtig seien. "Insbesondere für diese kritischen Güter sollte zwingend auf eine Lieferkettendiversifikation hingearbeitet werden."

(Reuters/APA)

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