Morgenglosse

Wer wirklich unter den Schulschließungen leidet

Was macht Corona mit dieser Generation?
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Geschlossene Schulen bedeuten oft Einsamkeit und Überforderung. Wenn Eltern die Institutionen offen halten wollen, ist das kein Egoismus.

Viele Vorwürfe müssen sich derzeit jene anhören, die gegen Schulschließungen sind. Böse Vorwürfe. Etwa den, dass sie lediglich egoistisch seien. Sich vor ihren Erziehungspflichten drücken würden. Das sehe man ja daran, dass vor allem Eltern gegen Schließungen seien, die würden sich's eben gern leicht machen. Die Lebenswelt arbeitender Väter und Mütter wird dabei außer acht gelassen, aber: Eltern können sich zumindest wehren.

Wer sich nicht wehren kann, sind die Kinder. Ihre Bedürfnisse werden von jenen, die die Schulen so schnell und komplett wie möglich schließen wollen, locker-flockig beiseite gewischt. Ihre Rechte ebenso. Sicher, es gibt Kinder, die ein ideales Zuhause haben und wenig anderes brauchen. Für die übrigen aber ist es wichtig, dass sie sich morgens auf den Weg in die Schule machen können - oder müssen.

Es ist wichtig für die Kinder, die zu Hause einsam sind. Genauso wie für die, die sich ein Zimmer mit mehreren Geschwistern teilen. Für die, die sich nicht organisieren können. Oder die, die in einem Haushalt ohne Bücher leben. Für die, die den Lehrern immer gern zuhören. Und für die, die von Pädagogen am liebsten gar nichts hören wollen. Für die, die keine stabile Familie haben genauso wie für die, die Kontakt zu anderen Kindern brauchen wie der Fisch das Wasser. Es sind viele. Für sie alle lautet die Botschaft, wenn die Schulen geschlossen werden: Ihr seid nicht so wichtig. Bildung ist nicht so wichtig.

Man sollte die Bedürfnisse verschiedener Bevölkerungsgruppen nicht gegeneinander aufwiegen, das wird derzeit sehr plakativ, drohend, fast bösartig gemacht. Der Ton wird zunehmend rauer. Ein Kind, das die Struktur der Schule und seine Freunde braucht, nimmt nicht, wie manche sagen, den Tod älterer Menschen in Kauf. Es braucht einfach die Schule oder seine Freunde. Wir werden einen Weg finden müssen, das zu berücksichtigen.

Apropos berücksichtigen: Hat die Politik eigentlich einen Plan für die Kindergartenkinder? In der Diskussion kamen sie quasi nicht vor. Überrascht uns das?

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