Moskau stärkt so seine Position in Afrika, im arabischen Raum und indirekt im Indischen Ozean.
Moskau/Khartum. Russland wird einen Marinestützpunkt im Sudan eröffnen. Das sieht der Entwurf eines Vertrages vor, wie aus einem am Mittwoch in Moskau veröffentlichten Dokument hervorgeht. Die Basis soll sich in Port Sudan am Roten Meer befinden, einer von nur zwei Seehafenstädten des nordafrikanischen Landes.
Sie sei rein defensiver Natur und nicht gegen andere Staaten gerichtet, hieß es. Zudem könne die Präsenz zum Erhalt von Frieden und Stabilität in der Region beitragen. Geostrategisch nüchtern gesehen kann Russland damit seinen Einfluss zumindest in Teilen Afrikas, im arabischen Raum und indirekt im Indischen Ozean ausbauen. Überhaupt ist das Rote Meer eine bedeutende Schifffahrtsroute und per Suezkanal mit dem Mittelmeer verbunden.
Die Wurzeln des Projekts reichen mindestens bis 2017 zurück, als Khartum Moskau regelrecht einlud, im Sudan präsent zu sein, es ging etwa um eine Luftwaffenbasis und verstärkte Waffenlieferungen. Der Staatschef des Sudan, Omar al-Bashir (er musste 2019 zurücktreten), sah Berichten zufolge die offenbar stabilisierende Wirkung russischer Präsenz und Intervention in Syrien zugunsten des Regimes, und wollte das auch in seinem Land umsetzen.
Wie zu Sowjetzeiten
Moskau will in Afrika mehr Einfluss, so wie es zu Zeiten der UdSSR der Fall war. 2019 gab es einen Afrika-Russland-Gipfel mit 10.000 Vertretern aus mehr als 50 Staaten Afrikas; mit einigen hat Russlands Militär abkommen. Im kleinen Dschibuti am Roten Meer gelang es Moskau indes nicht, Fuß zu fassen, was umso bitterer war, als Dschibuti ob seiner Lage seit Längerem ein wahres Heerlager fremder Mächte ist, etwa Frankreichs, der USA, Chinas, Japans, Deutschlands und Italiens. (wg)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.11.2020)