Umbruch

Die schmerzvolle Neuerfindung der OMV

OMV-Chef Rainer Seele
OMV-Chef Rainer SeeleBloomberg
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Plastik statt Benzin. OMV-Chef Rainer Seele will den fossilen Energiekonzern in ein Chemieunternehmen umbauen. Der teilstaatliche Traditionsbetrieb steht vor einer Zerreißprobe.

Wien. 2020 hat es in sich, auch in der Welt der Energie: Der Ölpreis rasselt steil nach unten. Europa, China, ja selbst die USA unter John Biden wollen ihre Wirtschaft grün umfärben und weltweit ziehen Investoren hunderte Millionen Euro aus fossilen Unternehmen ab. Man muss kein Prophet sein, um zu ahnen, dass die glorreiche Zeit der alten Erdöl-Giganten zu Ende geht. Die Exxons, Shells und Enis dieser Welt suchen nach Überlebensstrategien für die Zeit danach. Die heimische OMV steckt im selben Dilemma: 64 Jahre nach Gründung der „Österreichischen Mineralölverwaltung“ verdient das teilstaatliche Unternehmen immer noch gut mit seinen fossilen Treibstoffen. Lange wird das nicht mehr gut gehen, dämmert es auch in der OMV-Zentrale im Wiener Prater.

Den alten Ölkonzern wird es in Zukunft nicht mehr geben, predigt Konzernboss Rainer Seele seit einiger Zeit – und schafft Fakten. Sein bisher größter Coup: Der Energiekonzern sichert sich um 3,8 Milliarden Euro die 75-Prozent-Mehrheit am Kunststoffhersteller Borealis. Die OMV wird dadurch nicht nur über Nacht um ein Drittel größer, auch ihre DNA verändert sich drastisch. Plötzlich gelten die 6800 Borealis-Kollegen aus dem Chemielabor als Zukunft des Unternehmens. Bald sollen die Produkte der OMV nicht mehr im Tank verbrennen, sondern in Elektroautos und Solaranlagen verbaut werden oder als Dünger auf den Feldern landen. Der größte Umbruch in der Unternehmensgeschichte kommt nicht ohne Nebengeräusche. Es rumort im Gebälk des traditionsreichen Konzerns.

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