Corona-Maßnahmen

"März-ähnlicher Lockdown" ab nächster Woche

Die Presse/Clemens Fabry
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Am Samstag um 16.30 Uhr werden die Maßnahmen präsentiert.  Im Dezember sollen Schulen und Handel wieder etappenweise geöffnet werden, um Weihnachten zu retten.

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Am Ende waren es nicht nur die Zahlen, sondern auch die Bilder: „Besorgniserregend“ fand Gesundheitsminister Rudolf Anschober zuletzt die Menschenmassen in Einkaufszentren. Womöglich geht die Regierung deshalb erst am späten Samstagnachmittag mit den nächsten Corona-Verschärfungen an die Öffentlichkeit: um niemandem zum Last-Minute-Shoppen zu animieren.

Denn ab „Montag oder Dienstag“, wie zu hören war, wird das Land wieder komplett heruntergefahren. In Regierungskreisen war am Freitag von einem „März-ähnlichen Lockdown“ die Rede. Sprich: Auch Handel und Schulen werden weitgehend geschlossen, zunächst „für zwei bis drei Wochen“, danach soll es – wenn alles gut geht – wieder zu einer etappenweisen Öffnung kommen, um das Weihnachtsgeschäft und auch Weihnachten selbst zu retten. Drei Wochen ab Dienstag hieße: bis 8. Dezember.

Besonders umstritten, auch zwischen ÖVP und Grünen bzw. zwischen ÖVP-geführtem Kanzleramt und ÖVP-geführtem Bildungsministerium, waren bis zuletzt die Schulschließungen. Doch hier dürften sich die Hardliner um Sebastian Kurz durchgesetzt haben: Nach den Oberstufen, die schon seit zehn Tagen daheim sind, sollen nächste Woche auch die Jüngeren in den Heimunterricht entlassen werden. Wobei die Pflichtschulen und die Kindergärten, wie schon im März, geöffnet bleiben. Sie sollen jene Kinder betreuen, deren Eltern nicht von zuhause aus arbeiten oder frei nehmen können.

Es geht um Eltern und Lehrer

Dabei hatte die Corona-Ampelkommission erst am Donnerstagabend empfohlen, den Schulunterricht zumindest bis zur Sekundarstufe 1 möglichst lange weiterzuführen, weil Kinder bis 14 keine „Treiber im Infektionsgeschehen“ seien. Warum sich die Regierung nicht an diese Empfehlung hält? Man müsse die Gesamtsituation im Blick haben. Und je mehr Eltern im Home-Office seien, desto schneller könne die Infektionskette durchbrochen werden. Allerdings dürfte es auch in der Sitzung der Ampelkommission heftige Debatten über die Schulen gegeben haben. Ein Mitglied soll angemerkt haben, dass vor allem die Lehrer das Problem seien. Daher sei weniger „distance learning“ das Gebot der Stunde, als vielmehr „distance teaching“.

Generell kam die Ampel-Kommission, die erneut das gesamte Land auf rot gestellt hat, zu dem Schluss, dass „möglichst zeitnah“ zusätzliche Maßnahmen erforderlich seien, um die Pandemie wieder in den Griff zu bekommen. Dabei wurde auf mögliche Ausgangsregeln und Betretungsverbote im Covid-Maßnahmengesetz hingewiesen.

Kunden wurden vorgewarnt

Daran scheint sich die Regierung insofern zu halten, als auch Handels- und Dienstleistungsbetriebe geschlossen werden, mit Ausnahme von Supermärkten, Apotheken, Banken und Postfilialen. Auch das hatten wir im Frühjahr schon. Manche Handelsbetriebe haben sich offenbar schnell auf die neue Situation eingestellt. Eine Elektrokette telefonierte am Freitag ihre Kunden durch, um ihnen mitzuteilen, dass bestellte Produkte bis spätestens Samstag abgeholt werden sollten. Am Montag sperre man nämlich zu.

Die Regierung berief sich einstweilen „auf die explodierenden Zahlen“: 9586 positive Testergebnisse binnen 24 Stunden wurden am Freitag gemeldet. Und auch wenn – aufgrund von technischen Problemen im Epidemiologischen Meldesystem des Bundes – erneut Nachmeldungen darunter waren, handelte es sich um den nächsten Rekord. Im Spital mussten mehr als 3900 Covid-Patienten behandelt werden, 567 auf den Intensivstationen. Das Gesundheitssystem vor dem Kollaps bewahren bleibt das türkis-grüne Credo: Noch sei das möglich, aber dafür müsse man nun erneut reagieren.

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