Kulturwissenschaft

Warum wir auf die Knie sinken

"Die Geste ist klar und emotional, wir verstehen sie sofort. Sie wird gern strategisch eingesetzt." Andreas Gehrlach, Literaturwissenschaftler und Historiker.
"Die Geste ist klar und emotional, wir verstehen sie sofort. Sie wird gern strategisch eingesetzt." Andreas Gehrlach, Literaturwissenschaftler und Historiker.REUTERS
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Ob aus politischer Demut, zivilgesellschaftlichem Protest, erzwungener Herrscherverehrung oder Gottesfürchtigkeit – im Kniefall steckt immer schon viel Ambivalenz.

Sie zollten einander großen Respekt, Katharina die Große und Denis Diderot. Doch als der französische Philosoph bei seinem Russland-Besuch vor der Zarin, die der Gedankenwelt der Aufklärung grundsätzlich sehr aufgeschlossen gegenüberstand, nicht auf die Knie sank, sondern ihr die Hand schüttelte, war der Skandal perfekt.

„Die Unterwerfungsgeste des Kniefalls vor weltlichen Herrschern wurde im Zuge der Aufklärung abgeschafft und war ab dann der Anbetung von Göttern vorbehalten“, erklärt Andreas Gehrlach.

Der deutsche Kulturwissenschaftler forscht an der Berliner Humboldt-Universität und ist derzeit Gastwissenschaftler am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften in Wien. Er arbeitet hier an einer Kulturgeschichte des Kniefalls. „Ich interessiere mich für Hierarchien, wie sie funktionieren und wie wir sie körperlich herstellen. Das Niederknien ist dabei eine der wichtigsten Gesten der Hierarchieproduktion.“

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