Mein Samstag

Kein Platz für Hauben

Es sind herausfordernde Zeiten. Nicht nur auf der großen Ebene, durchaus auch im Kleinen. Jetzt, da man nicht nur Maske, sondern auch Handschuhe, Schal und Haube trägt, ist das Aufsetzen und Abnehmen des Mund-Nasen-Schutzes koordinationstechnisch gar nicht so einfach.

Manche ziehen erst die Handschuhe aus, kramen nach der Maske. Ziehen die Haube bei den Ohren hoch, Maske rauf, Haube runter, Handschuhe wieder an. Und das war erst das Minimalprogramm, in dem das Smartphone, das man meist auch in der Hand hält, etwaige Brillen und Kopfhörer noch gar nicht mit eingerechnet sind. Aus organisatorischen Gründen verzichte ich daher auf die Haube, weil sonst das Maske-auf-Maske-ab endgültig zu einer clownesken Einlage im öffentlichen Raum werden würde.

Als Kind war ich überhaupt hochbegabte Haubenverweigerin, die selbige meist auf ein Stirnband herunterverhandeln konnte. Das ich dann in der Sekunde abgenommen habe, in der mich die Oma vom Fenster aus nicht mehr sehen konnte. Öfter krank als die Pflichthaubenträgerkinder war ich, das sei allen ins Stammbuch geschrieben (den Ausdruck wollte ich immer schon einmal verwenden), übrigens nicht.

Auch das Kind war früher durchaus bereit, die Sinnhaftigkeit von Hauben, speziell aber Gatschhosen (zu unkleidsam!) zu hinterfragen, mittlerweile hat sich dies beruhigt, weil man mit zehn Jahren zu alt für Gatschhosen ist und Hauben als modisches Accessoire wahrgenommen werden. Apropos: Wenn man bedenkt, wie viele Generationen von Eltern mit ihren Kindern in „Du musst eine Haube aufsetzen“-Diskussionen verstrickt waren, ist es sehr erstaunlich, wie konsequent auch kleinere Kinder den Mund-Nasen-Schutz tragen. Ich würde sogar behaupten, dass der Anteil jener Menschen, die die Maske korrekt tragen (sprich auch ohne die Nasenbär-Variante, wie wir es nennen, wenn oben die Nase drüber steht), im Volksschul- und Unterstufenalter deutlich über dem Restbevölkerungsschnitt liegt. Das ist ziemlich tapfer, finden Sie nicht auch? Da kann man die Haube schon einmal vergessen.

E-Mails an:mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.11.2020)

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