Einspruch

Wenn Schüler im Referat die Attentate gutheißen

Ein Bild des Lehrers Samuel Paty auf einer französischen Straße.
Ein Bild des Lehrers Samuel Paty auf einer französischen Straße.APA/AFP/THOMAS COEX
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„Nur“ ein Lehrer in Frankreich wurde enthauptet. Aber auch, was andere so erleben, lässt einem das Blut gefrieren.

Es kostete ihn seinen Kopf . . . Wir müssen die buchstäbliche Bedeutung dieses Ausdrucks wieder lernen. Samuel Paty kostete es den Kopf, dass er seine Aufgabe erfüllte: Der vorgeschriebene Stoff in den Klassen, die unserer vierten Unterstufe entsprechen, umfasst in Geografie und Geschichte die Meinungsfreiheit.

Von der Enthauptung am 16.10. wissen viele außerhalb von Frankreich. Weniger darüber, was andere Lehrer dort erleben. Einiges hat das links-republikanische Wochenmagazin „Marianne“ zusammengetragen. Da ist etwa Gaël J., Geschichte- und Geografielehrer in Amiens. Er hält 2019 seine erste Stunde zur Meinungsfreiheit über die Mohammed-Karikaturen („Ich war so naiv“). Eine Kontroverse erwartet er sich, aber es gibt nur eine Meinung: Niemand darf die Religion antasten. Dann lässt J. in Kleingruppen Referate vorbereiten. Eines zu den Attentaten von 2015 (Charlie Hebdo, Nizza, Bataclan) beginnt so: „Seit vielen Jahren ist die Meinungsfreiheit von ein paar Journalisten bedroht, die die Religion nicht respektieren. Wenn man die Grenzen überschreitet, wird es Attentate geben.“

Schüler, die „die Terroristen verteidigen“, erlebt Jordi Sutra, Geschichte- und Geografielehrer in einem Pariser Vorort. Er hat seit Jahren die Meinungsfreiheit anhand der Karikaturen behandelt. „Es hat sich immer mehr verschlimmert.“ Schüler drohten ihm schon, er werde „Probleme“ bekommen, wenn er die Zeichnungen zeige.

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