Modebuch

Elke Heidenreich: Gelebte Garderobe

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Elke Heidenreich hat ein sehr persönliches Buch über Kleider, die Leute machen, geschrieben.

Mit Männern in Kamelhaarmänteln, selbst wenn sie die Titelhelden von Elke Heidenreichs anekdotischem Modebuch sind, kann die Autorin (ist das schon ein „Spoiler Alert“?) nicht viel anfangen. Zu selten nämlich strahlen, meint die Journalistin, Moderatorin und Schriftstellerin, Kamelhaarmantelträger jene Nonchalance aus, die es braucht, dieses sperrige Kleidungsstück stilgerecht tragen zu können. Das ist natürlich ein sehr persönliches Urteil, und über Geschmack (und Farben, sagen die Franzosen) lässt sich nicht streiten: Ohnehin aber maßt sich Elke Heidenreich, deren Wirkungsradius zwar denkbar groß ist, bislang aber doch an der Mode und ihren Wahlverwandtschaften merklich vorbeischrammte, nicht an, allgemeingültige Stilkritiken abzugeben. Nein, ihr neu erschienenes Buch „Männer in Kamelhaarmänteln“ versammelt genau das, was im Untertitel angekündigt wird, also „kurze Geschichten über Kleider und Leute“.

Verwegen. Mit Perücken experimentiert die Autorin nur im Ausnahmefall.
Verwegen. Mit Perücken experimentiert die Autorin nur im Ausnahmefall.privat

Keine Stilkritik. Natürlich kann es sich Elke Heidenreich, die nicht zuletzt für ihr publikumswirksames Schaffen als Literaturkritikerin und -vermittlerin anerkannt ist, nicht verkneifen, hie und da ein paar literarische Verweise anzubringen: Auf Kellers „Kleider machen Leute“ etwa, die vom jungen Werther zur Mode gemachten blau-gelben Kleiderkombinationen oder ein blaues Kleid, das der Titelheldin in Flauberts „Madame Bovary“ gegen Liebeskummer helfen soll.
Darüber hinaus aber legt Heidenreich ein vielfältiges, vielseitiges Modebuch vor, das wegen seines häufig anekdotischen, fragmentarischen Charakters zur kurzweiligen Lektüre gerät. Dabei ist es ganz offenkundig nicht das Anliegen der Autorin, sich im bestmöglichen Licht darzustellen. Aus ihrer großen Zuneigung zu Mode, oder vielleicht eher: zu Kleidung, der sie eine gewichtige Rolle in ihrem Leben zudenkt, macht Heidenreich kein Hehl. Sie maßt sich aber in keiner Sekunde an, den ihren als einen allgemeingültigen, guten Geschmack darstellen zu wollen.

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