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Vor 50 Jahren: Willy Brandts Kniefall in Warschau

„Unter der Last der Millionen Ermordeten tat ich, was Menschen tun, wenn die Sprache versagt.“ Willy Brandt vor dem Ehrenmal für die Toten des Warschauer Ghettos: wie es dazu kam – und was danach folgte.

In den 1960er-Jahren befand sich Europa im Kalten Krieg zwischen Ost und West. Die Mauer teilte Berlin in zwei Hälften. Immer wieder wurden Menschen, die aus der kommunistischen DDR nach Westberlin flüchten wollten, an der Mauer von Soldaten der Volksarmee erschossen. Am 17. August 1962 geschah wieder einmal eine solche Tragödie. Ein 18-Jähriger wollte über die Mauer vom Osten in den Westen der Stadt fliehen, doch er wurde von drei Schüssen getroffen und verblutete auf der Ostseite. Der populäre sozialdemokratische Bürgermeister von Westberlin hieß Willy Brandt. Für ihn war dieser Vorfall ein Schlüsselerlebnis. Er beschloss, von nun an diese unmenschliche Mauer durch politische, kulturelle und wirtschaftliche Kontakte quasi zu durchlöchern, wenn sie schon nicht niedergerissen werden kann. Stück für Stück sollte der Eiserne Vorhang geöffnet werden.

„Wandel durch Annäherung“ nannte Brandt sein Konzept einer neuen deutschen Ost- und Entspannungspolitik, das sein enger Vertrauter Egon Bahr 1963 erstmals öffentlich vortrug und das der in den 1950er-Jahren formulierten Westbindung der Außenpolitik der Bundesrepublik eine wichtige Komponente hinzufügen sollte. Brandt und Bahr ging es darum, das Verhältnis zwischen der Bundesrepublik Deutschland mit ihrer klaren Westpositionierung und der mit der Sowjetunion verbündeten Deutschen Demokratischen Republik zu entkrampfen. Angestrebt wurde eine Annäherung mit dem Ziel einer Aufweichung des DDR-Regimes und einer Wiedervereinigung. Am 3. Oktober 1990 sollte dieses Ziel mit Inkrafttreten des Einigungsvertrages tatsächlich erreicht werden.

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