Spectrum

Ein Funken Gewissen

Eindringlich schildert Hubert Mingarelli den inneren Kampf dreier deutscher Soldaten.

Stefan Ruzowitzkys Film „Das radikal Böse“ aus dem Jahr 2013 ging anhand von Briefen, die Soldaten von der Front nach Hause geschickt hatten, der Frage nach, wie junge, unbescholtene Männer auf einmal zu kaltblütigen Massenmördern hatten werden können, Menschen wie räudige, tollwütige Hunde erschossen, selbst Kinder, und sich – als Rechtfertigung, zur Überwindung der Traumata – dafür eigens Erklärungen zurechtlegten. An diesen Film, an diese Rechtfertigungen fühlt man sich alsbald erinnert bei der Lektüre von Hubert Mingarellis kurzem Roman „Ein Wintermahl“. So beschreibt der Ich-Erzähler etwa eindringlich seinen Hass auf die Mütter der von Soldaten Getöteten, die im Moment der Erschießungen nicht anwesend sind, um sie zu beschützen.

In einem Tag entspinnt sich eine ganze Geschichte: Drei Soldaten, Bauer, Emmerich und der ungenannte Ich-Erzähler, haben sich bei ihrem Kommandanten ausgebeten, auf die Jagd zu gehen, anstatt an den Erschießungen teilnehmen zu müssen, die ihnen so gar nicht gut bekämen, diese schlügen ihnen aufs Gemüt. So gehen sie in aller Frühe im tiefsten, eisigsten Winter Galiziens in Polen dahin – und erst langsam ahnt man, worauf sie Jagd machen sollen: auf Juden, die sich in den Wäldern, auf den Feldern verstecken.

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