Lang wurde Äthiopiens Premierminister Abiy Ahmed Ali als Afrikas Hoffnungsträger gefeiert. Nun steht sein Land am Rande eines Bürgerkriegs – auch, weil Abiy die komplexen Machtstrukturen des Vielvölkerstaats unterschätzt hat.
Oslos Rathaus war festlich geschmückt und Äthiopiens Premierminister, Abiy Ahmed, ließ sich feiern. „Frieden ist eine Herzensangelegenheit“, sagte der Politiker und ehemalige Soldat, als er vor fast genau einem Jahr den Friedensnobelpreis entgegennahm. Krieg dagegen forme bittere, ja herzlose und grausame Menschen.
Abiy war für sein Friedensabkommen mit dem Nachbarland Eritrea ausgezeichnet worden. Die Ehrung erfolge aber auch angesichts seiner Bemühungen für die Stärkung der Demokratie und zivilen Freiheiten in Äthiopien, betonte Berit Reiss-Andersen, Vorsitzende des Nobelpreis-Komitees. Damals hatte man galant darüber hinweggesehen, dass Abiy nicht gerade im Stile eines Musterdemokraten Interviews rund um die Preisverleihung abgesagt hatte. Schließlich hätte es unweigerlich Fragen zu ethnischen Spannungen im von ihm regierten Vielvölkerstaat am Horn von Afrika gegeben.