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Die Tennisgroßmacht Österreich

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TENNIS-GBR-ATP-FINALSAPA/AFP/GLYN KIRK
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Dominic Thiem schlug zum Auftakt der World Tour Finals Stefanos Tsitsipas. Doppel-Ass Jürgen Melzer, 39, erlebt keine drei Monate vor dem Karriereende nochmals ein echtes Highlight.

London/Wien. Die ATP World Tour Finals 2020 haben Sonntagnachmittag so begonnen, wie sie vor zwölf Monaten zu Ende gegangen sind – mit einem Kräftemessen zwischen Dominic Thiem und Stefanos Tsitsipas. Ein Unterschied war in der Neuauflage des Endspiels von 2019 allerdings auszumachen: Nicht Tsitsipas, sondern Thiem ging diesmal als Sieger hervor, der Niederösterreicher gewann nach 2:18 Stunden Spielzeit mit 7:6 (5), 4:6, 6:3. Damit hat der US–Open-Champion einen ersten Schritt gen Halbfinale gemacht, die weiteren Gruppengegner sind Rafael Nadal (Dienstag) und Andrej Rublew (Donnerstag). Der Spanier bezwang den Russen in seinem ersten Spiel Sonntagabend mit 6:3, 6:4.

Es war ein Spiel auf hohem Niveau, speziell im dritten Satz und in Anbetracht der Tatsache, dass beide Akteure in den vergangenen Wochen nicht vor Selbstvertrauen strotzten. Ein Rückblick: Thiem musste im Wien-Viertelfinale aufgeben und sagte für Paris ab, Tsitsipas scheiterte in Wien bereits im Achtelfinale und in Paris zum Auftakt. Beim Saisonabschlussturnier, es feierte dieses Jahr sein 50-jähriges Jubiläum, sah man in der Vergangenheit nicht immer das beste Tennis. Der Großteil der Elite war am Ende einer langen Saison erschöpft, körperlich wie mental.

Das ist 2020 anders. Alle acht Teilnehmer haben im Vorfeld des Turniers vergleichsweise wenig Matches bestritten, weil das Coronavirus die Tour monatelang zum Erliegen gebracht hat. Zum Vergleich: Thiem bestritt 2020 im Vorfeld der ATP-Finals 29 Spiele, 2019 waren es noch 63 gewesen.

Nur Deutschland ist besser

Mit Jürgen Melzer hat sich erst am Samstag, einen Tag vor Beginn des Turniers, ein zweiter Österreicher qualifiziert. Mit zwei ÖTV-Spielern darf sich Rot-Weiß-Rot definitiv als Tennisgroßmacht bezeichnen. Die „Nationenwertung“ in London führt übrigens Deutschland an, das mit Alexander Zverev und dem Doppel Andreas Mies/Kevin Krawietz als einziges Land drei Spieler stellt. Der Niederösterreicher Melzer erspielte sich an der Seite des Franzosen Édouard Roger-Vasselin mit dem Finaleinzug beim ATP-250-Event in Sofia den achten und letzten Platz im Teilnehmerfeld für London. In der Gruppe „Bob Bryan“ treffen Melzer/Roger-Vasselin heute Abend (19 Uhr, live Sky) zum Auftakt auf die topgesetzte Paarung Mate Pavić/Bruno Soares (CRO/BRA). Die weiteren Gegner am Mittwoch und Freitag sind Marcel Granollers/Horacio Zeballos (ESP/ARG/4) und John Peers/Michael Venus (AUS/NZL/6).

Die vergangene Woche in Sofia war für Melzer „eine der stressigeren Tenniswochen in meinem Leben. So einen Stress hatte ich schon einige Jahre nicht mehr“, sagt der 39-Jährige im „Presse“-Gespräch. Der auf der Zielgeraden voll entbrannte Kampf um das letzte London-Ticket hat den Routinier einiges an Nerven gekostet, wie er gesteht. „Du bist zwar konzentriert auf deine eigenen Matches, schaust aber doch immer, was die Konkurrenten machen, rechnest immer mit.“

Dank eines notwendigen und starken Endspurts (Halbfinale in Paris, Finale in Sofia) schlägt Melzer zum dritten Mal nach 2010 und 2011 (jeweils mit dem Deutschen Philipp Petzschner in der Gruppenphase gescheitert) in der imposanten, aber in diesem Jahr coronabedingt leeren O2-Arena auf. „Ich freue mich riesig auf das erste Match“, sagt Melzer, der im Februar die Seiten wechseln und fortan als ÖTV-Sportdirektor sein Know-how aus über 20 Profijahren weitergeben wird.

Vor der Sportlerpension darf sich der Linkshänder also nochmals über ein echtes Highlight freuen. „Ich will und muss das alles nochmals richtig genießen. Hier dabei zu sein, ist ein echtes Privileg.“ Und wie stehen die Erfolgschancen? „Es können acht Teams dieses Turnier gewinnen – und wir sind eines davon.“

Auf einen Blick

Dominic Thiem hat zum Auftakt der ATP World Tour Finals den Griechen Stefanos Tsitsipas mit 7:6 (5), 4:6, 6:3 bezwungen und sich damit für die Finalniederlage im Vorjahr revanchiert.
Jürgen Melzer schlägt im Doppel an der Seite des Franzosen Édouard Roger-Vasselin auf. Das Duo trifft heute Abend (19 Uhr, live, Sky) auf die Nummer eins des Turniers, Mate Pavić/Bruno Soares.

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