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Obama zu Friedensnobelpreis: "Wofür?"

US President Obama listens to a performance during the Nobel Peace Prize award ceremony in Oslo
US President Obama listens to a performance during the Nobel Peace Prize award ceremony in OsloREUTERS
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Der frühere US-Präsident hat in seiner Biografie auch Beobachtungen zu Europa untergebracht - unter anderem zum Nobelpreis, der ihm überreicht wurde, und zur deutschen Kanzlerin, Angela Merkel.

Der frühere US-Präsident Barack Obama hat auf die Nachricht, dass er mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wird, ähnlich reagiert wie viele seiner Kritiker. "Wofür?" sei seine erste Reaktion gewesen, als ihm sein Pressesprecher Robert Gibbs am 9. Oktober 2009 die Nachricht überbrachte, schreibt Obama, der 2008 als US-Präsident gewählt, 2012 im Amt bestätigt und 2016 vom Republikaner Donald Trump abgelöst wurde, in seinen am Dienstag veröffentlichten Memoiren "A Promised Land".

Gibbs habe ihn gegen sechs Uhr am Morgen aus dem Bett geläutet. "So frühe Anrufe von meinen Mitarbeitern waren selten, und mein Herz gefror. War es ein Terroranschlag? Eine Naturkatastrophe?", schreibt Obama. "Sie haben den Friedensnobelpreis bekommen", sagte Gibbs. Obama: "Wie bitte?" Gibbs: "Sie haben es vor ein paar Minuten bekanntgegeben." Obama: "Wofür?"

„Hatte nicht das Gefühl, dass ich es verdiene“ 

Gibbs habe diese Frage geflissentlich überhört und stattdessen informiert, dass Mitarbeiter für die Ausarbeitung eines Statements bereit stünden. Nach dem Telefonat habe seine Frau, Michelle, Obama gefragt, worum es in dem Gespräch gegangen sei. "Ich bekomme den Friedensnobelpreis", sagte der Präsident. "Das ist wunderbar, Liebling", so die First Lady, die sich dann im Bett umgedreht habe, um noch etwas zu schlafen.

"Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich es verdiene, in der Gesellschaft jener gestalterischen Personen zu sein, die in der Vergangenheit geehrt wurden", schreibt Obama weiter. Vielmehr habe er die Auszeichnung als "Aufruf zum Handeln" verstanden für amerikanische Führungskraft im Kampf etwa gegen die Sicherheitsbedrohung durch Atomwaffen, gegen den Klimawandel und Ungleichheit. Doch sei ihm an diesem Tag auch "die wachsende Kluft zwischen den Erwartungen und den Realitäten meiner Präsidentschaft" klar geworden, verwies Obama auf die damalige Zuspitzung des militärischen Konflikts in Afghanistan, die jenen Oktober "zum tödlichsten Monat" für die US-Truppen seit Beginn des Krieges im Jahr 2001 werden ließen. "Statt in eine neue Ära des Friedens zu führen, war ich damit konfrontiert, mehr Soldaten in den Krieg zu schicken."

Angela Merkel, die Strategin

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TOPSHOT-GERMANY-US-INDUSTRY-GOVERNMENT-DIPLOMACY-POLITICSAPA/AFP/dpa/CHRISTIAN CHARISIUS

Obama beschreibt in dem Buch auch die deutsche Bundeskanzlerin, Angela Merkel - und zwar als kluge Politikerin und scharfsinnige Strategin. In den außenpolitischen Passagen geht Obama auf mehrere Begegnungen mit der deutschen Politikerin ein. "Merkels Augen waren groß und strahlend blau, und sie konnten abwechselnd den Ausdruck von Frustration, Belustigung und Andeutungen von Besorgnis annehmen", beobachtete Obama. In der "Mitte-rechts-Partei Christlich Demokratische Union" habe sich Merkel "mit einer Mischung aus organisatorischem Geschick, strategischem Scharfsinn und unerschütterlicher Geduld planmäßig nach oben" gearbeitet.Je mehr er sie kennengelernt habe, desto sympathischer sei sie ihm geworden, schreibt Obama. "Ich empfand sie als zuverlässig, ehrlich, intellektuell präzise und auf eine natürliche Art freundlich." Merkel war während der gesamten achtjährigen Präsidentschaft Obamas deutsche Regierungschefin. Sie regiert den größten EU-Staat seit Ende 2005.

Weniger gute Erinnerungen an Nicolas Sarkozy

Obama betrachtete Europa als Block - und als unterstützenden Partner der USA auf der Weltbühne. Dies Fähigkeit sei in hohem Maße von der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich abhängig, schreibt der Politiker.

U.S. President Obama welcomes France's President Nicolas Sarkozy at the Nuclear Security Summit in Washington
U.S. President Obama welcomes France's President Nicolas Sarkozy at the Nuclear Security Summit in WashingtonREUTERS

Weniger gut als Merkel kommt der frühere französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy weg, der von 2007 bis 2012 im Amt war. Die Gesprächen mit diesem seien "abwechselnd amüsant oder zum Verzweifeln" gewesen - und anders als Merkel habe Sarkozy nur begrenzt Englisch gesprochen und deswegen immer einen Dolmetscher an seiner Seite gehabt.

(APA/dpa)

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