Pizzicato

Lasst Lockdown-Rosen regnen!

Clemens Fabry
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An Tag 1 der Neo-Ausgangssperre schien endlich die Sonne und es war unser Hochzeitstag. Da zu Blumen zu kommen, war ein wenig wie Drogen kaufen.

„Wenn Ihnen eine Frau, die Sie noch nie zuvor gesehen haben, Blumen schenkt . . ." - Okay, ganz so wie in diesem abgewandelten 80er-Jahre-Werbespot für ein Deo war's am Dienstag, Tag 1 des Neo-Lockdowns, der Ausgangssperre, dann doch nicht. Aber spulen wir retour: Nach gefühlten Wochen des drückenden Nebels war das Wetter endlich gnädig und ließ am Vormittag die Sonne auf arme Seelen scheinen. Der Zufall (oder das Virus, die Regierung...) indes wollte es, dass diese neuerliche Sperre des Landes just an unsrem Hochzeitstag begann.*

Was muss da also her? Blumen! Klar, die hat man am Vortag zu kaufen vergessen. Kommt net gut.

Also frühe Fahrt zum Stammblumenladen. Der hat zu (Lockdown-Verordnung). Der Mensch aber ist findig, wenn er will. Am Tor steht die Telefonnummer: Man kann bestellen, heißt es. Anruf. „Sieben rote Rosen, was Weißes dazu etc." Und wo abholen?

Fünf Minuten später auf dem Parkplatz eines nahen Supermarkts. Steht dort eine junge Frau mit den Blumen in Papier gewickelt. Sieht mich. Lächelt. Übergabe. Cash wandert. Mit Distanz, übers Autodach. Fast verstohlen. „Fühlt sich wie ein Drogendeal an", lache ich. „Tja, wir dürfen leider nicht mit allem handeln", sagt meine blonde Lieblingsfloristin. „Aber so ist's erlaubt. Gilt als Zustellung."

Der Tag war gerettet. Flasche Schampus dazu, und geht schon! Augen strahlen. Und das am Beginn des Lockdowns. Nun ja: Manche Ehe soll ja auch so eine Art Ausgangssperre sein, har har! (wg)

*Wer heiratet an einem Novembertag, werden Sie fragen. Nun, das war damals auf der Südhalbkugel, und wirklich sehr weit unten. Anderes Wetter, Sie verstehen.

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