Der Staat muss in der Coronakrise tief in die Tasche greifen, um Unternehmen und Arbeitsplätze zu retten. Doch ist das alles vernünftig? Und was bedeutet es für die kommenden Jahre? Diskutieren Sie mit!
„Koste es, was es wolle“, war die Parole, die Kanzler Sebastian Kurz Mitte März für die Rettung der Wirtschaft ausgegeben hatte. Mittlerweile hat Österreich acht Monate Coronakrise hinter sich gebracht, ein Ende ist noch nicht in Sicht - und wir befinden uns mitten im zweiten Lockdown. Erneut müssen zahlreiche Unternehmen von Staat gestützt werden: Nicht nur Gastronomie und Hotellerie, auch ein großer Teil des Handels mussten zusperren.
Wirtschaftskolumnist Josef Urschitz schreibt: „Dass der Staat Unternehmen, die er per Lockdown vorübergehend vom Markt nimmt, ordentlich kompensieren muss, ist klar“. Allerdings müsse man dabei aufpassen, dass nicht überfördert werde. Was er damit meint? 80 Prozent Umsatzersatz für die besonders betroffene Gastronomie (ohne Gegenrechnung von Kurzarbeitsgeldern und verbliebenen Take-away-Umsätzen) scheint „ein wenig üppig zu sein“.
Trotz der größten Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg haben die Österreicher ihren Wohlstand jedenfalls noch nicht eingebüßt – auch dank staatlicher Hilfen. Diese gehen uns aber auch alle an. Denn wenn der Staat bezahlt, zahlt er mit Steuergeldern und verschuldet sich. Zumindest vorübergehend seien höhere Steuern nicht zu vermeiden, schreibt Urschitz an anderer Stelle.
Wahr ist aber auch: Mit Staatshilfen und Kurzarbeit wurden viele Arbeitsplätze und Betriebe - zumindest vorerst - gerettet. Das schreibt Wirtschafts-Ressortleiter Gerhard Hofer in einem Leitartikel. Gleichzeitig warnt er, dass der erstarkte Staat heute wieder stärker in Unternehmen hineinregiert.
Andere Schlüsse aus der Krise zieht SPÖ-Urgestein Hannes Androschin einem Gastkommentar: Schon die erste Welle habe gezeigt, „wie wenig belastbar unser in mehrere Sparwellen bis auf die Knochen zusammengestutzter Staat und seine Behörden waren.“ Und: Die Regierung dürfe sich nicht „bis zur Handlungsunfähigkeit kaputtsparen“.
In der Rubrik „Quergeschrieben“ schreibt auch der wirtschaftsliberale Gastautor Christian Ortnerüber die Auswirkungen der Pandemie auf die Wirtschaft. Der Staat sei wieder „zum Retter in der Stunde der Not mutiert, der gar nicht stark genug sein kann“, so Ortner. Staatsschulden würden dabei „als völlig irrelevante Größe verstanden“. Und er sieht starke Indizien dafür, dass das auch so bleibt: „Dass es in Zeiten der Pandemie keine Liberalen gibt, mag ja noch nachvollziehbar sein. Dass dies auch für die Zeit danach zu gelten scheint, eher nicht“.
Querschreiberin Gudula Walterskirchen meint indes: „Es sind die Jungen, die neben den Frauen am meisten unter der Krise leiden.“ Und dabei schreibt sie nicht nur über die unmittelbaren Folgen des Lockdowns. „In Europa werden von den Staaten derzeit gigantische Schulden gemacht, um die wirtschaftlichen Schäden abzufedern. Es werden die künftigen Generationen sein, die dafür zahlen werden."
(sk)
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