Aufsichtsbehörden

Commerzialbank Mattersburg: Täuschung bis zur letzten Instanz

Sogar die Abschlussprüfer der Commerzialbank Mattersburg wurden in den vergangenen Jahren mehrmals geprüft. Trotzdem entdeckte niemand die jahrzehntelangen Bilanzfälschungen im Burgenland.

Es ist schon erstaunlich, wie viele Instanzen Martin Pucher genarrt hat. Die interne Revision und den befreundeten Aufsichtsrat zu täuschen dürfte dem ehemaligen Commerzialbank-Mattersburg-Direktor nicht allzu schwergefallen sein. Dass aber auch die Bankenaufsicht und der Abschlussprüfer die Bilanzfälschungen übersehen haben, ist bemerkenswert. Zumal ein kostspieliges System der Qualitätssicherung dafür sorgen sollte, dass genau so etwas nicht passiert.

Während Kosten und Effizienz der österreichischen Bankenaufsicht in den vergangenen Jahren ausgiebig – und letztlich ergebnislos – diskutiert wurden, hat der Bankenskandal in Mattersburg die Aufmerksamkeit auf eine eher im Hintergrund agierende Profession gelenkt: die Abschlussprüfer.

Sie kontrollieren die gesetzlich vorgeschriebenen Jahresabschlüsse und sind ein – im Vergleich zur Beratung – schlecht bezahlter Geschäftsbereich der Wirtschaftsprüfung. Dennoch gibt der Markt in Österreich einiges her: 2019 wurden 201,9 Mio. Euro mit Abschlussprüfungen verdient. Der Großteil davon geht an die „Big Four“ der Wirtschaftsprüfer: KPMG, PwC, EY und Deloitte.

Halbe Million Euro für Aufsichtsbehörde

Die Buchhaltung der Commerzialbank hat eine kleine, mit weniger Ressourcen ausgestattete Kanzlei, die TPA, geprüft. An ihrem Beispiel erkennt man die systemrelevante Bedeutung der Abschlussprüfer: Nachgelagerte Kontrollinstanzen wie die Österreichische Nationalbank (OeNB) und Finanzmarktaufsicht (FMA) haben sich bei ihren Kontrollen der Commerzialbank stets auf die von der TPA testierten Zahlen verlassen. Zu Unrecht wie sich herausstellte: Die TPA hat es unter anderem verabsäumt, die Saldenbestätigungen anderer Banken einzuholen, um die Angaben der Commerzialbank nachzuvollziehen. Diese Nachlässigkeit hat dazu beigetragen, dass der österreichische Finanzplatz den größten Bankenskandal der Nachkriegszeit hinnehmen muss. Der finanzielle Schaden liegt bei ca. 690 Mio. Euro.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Archivbild.
Bankenskandal

Commerzialbank: Prüfern droht die Pleite

Haben die Abschlussprüfer der Commerzialbank Mattersburg vorsätzlich gehandelt, ist die Insolvenz kaum abwendbar.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.