Quergeschrieben

Warum es keinen Rassismus gegen Weiße gibt

Von Fremdenfeindlichkeit und unfairem Verhalten: Eine Begriffsdifferenzierung täte der Debatte gut. Das zeigt auch das Beispiel von Dieter Nuhrs Verwechslung.

Ein „Riesenrenner in den USA“ sei das Buch der Journalistin Alice Hasters gewesen, verkündete der Kabarettist Dieter Nuhr in seiner ARD-Sendung „Nuhr im Ersten“ vergangene Woche. „Was weiße Menschen über Rassismus nicht hören wollen, aber wissen sollten“ ist im September 2019 auf Deutsch erschienen – aber bislang nicht ins Englische übersetzt worden. Es ist ein mehr als peinlicher Fehler. Hasters, Jahrgang 1989, amerikanische Mutter, deutscher Vater, in Köln geboren, beschreibt in ihrem Buch, wie es ist, als Schwarze in Deutschland aufzuwachsen. Ein Foto der schwarzen Frau ziert das Cover. Dazu der international klingende Name – Nuhr schloss wohl, dass es sich dabei unmöglich um ein deutsches Buch handeln konnte. Er rechtfertigte sich, er habe gemeint, dass „solche Bücher“ in den USA ein großer Renner seien.

Gastkommentare und Beiträge von externen Autoren müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.

Wer Hasters Buch gelesen hat, für den kommt Nuhrs Fehler nicht überraschend. Hasters bezeichnet so etwas als „Mikroaggressionen“: „Mückenstiche“, die sie spüren lassen, dass Rassismus allgegenwärtig ist und sie nicht dazugehört. Denn Rassismus, so Hasters, ist weit mehr als eine Denkweise, die ausschließlich bewusst passiert. Nuhr hielt sie nicht aus böser Absicht für eine Amerikanerin. Doch genauso wie wir alle ist er rassistisch sozialisiert. Auch wenn wir längst wissen, dass „Weiß“ und „Schwarz“ soziale Konstrukte und nicht biologische Fakten sind – ihre Auswirkungen gibt es weiterhin. Weiße Menschen erleben sie allerdings kaum.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.