Heimische Autoindustrie: Die Bremsspuren bleiben

Kfz-Zulieferbetriebe. Im vierten Quartal hofft die stark exportabhängige Branche auf eine „schwarze Null“ – wettmachen lassen sich die früheren Einbußen durch Corona aber nicht. Der Wieselburger Lichtsystem-Spezialist ZKW sieht für 2021 moderates Wachstum.

Wien. Kurzarbeit ist in der Branche bekannt, die Variante vom Frühjahr sei aber doch etwas ganz Besonderes gewesen – und wurde auch „sehr stark“ nachgefragt, erklärt Clemens Zinkl von der Arge Automotive Zulieferindustrie.
Dies sei eine „sehr spezielle“ Branche, „hoch innovativ und mit guten Leuten“, die es zu halten gelte. Dafür sei diese Form der Kurzarbeit wichtig gewesen, jedenfalls in den Phasen eins und zwei. In der aktuellen dritten aber nur noch „sehr bedingt“ – und das ließe nun auf Beschäftigungsabbau schließen.

Schwarze Null
Dabei habe man vom Stimmungsbild des Frühjahrs, als im März die Produktion de facto zum Stillstand kam, bereits in den Modus „vorsichtiger Optimismus“ gewechselt, so Zinkl. Die internationalen Märkte – Exportquote der Branche: 85 Prozent – ziehen wieder an, vor allem China. Man rechnet damit, das vierte Quartal mit einer schwarzen Null abschließen zu können. Dies wiege freilich den „massiven Rückgang“ in den ersten drei Quartalen nicht auf. „Corona hat uns wesentlich härter getroffen als die Finanzkrise.“
Zudem kämpfe man derzeit an zwei Fronten, denn auch der Technologiewandel – ins Digitale, zunehmend ins Elektrische – drücke durch hohe Investitionskosten die Ergebnisse. Einen glühenden Verfechter der Elektromobilität findet man in Zinkl nicht, die Arge fordert vielmehr „Technologie-Neutralität“. „Einseitige Förderungen lehnen wir ab“, schließlich gebe es für jede Mobilitätsform einen geeigneten Energieträger.
Zu den etwa 900 heimischen Unternehmen, die der Kfz-Zulieferindustrie zugerechnet werden, zählt auch der Lichtsystem-Hersteller ZKW mit Hauptsitz Wieselburg. Auch bei dem Tochterunternehmen des südkoreanischen LG-Konzerns nutzte man das Instrument der Kurzarbeit, plant aber nicht, die dritte Phase in Anspruch zu nehmen. Man produziere „schon fast wieder auf dem normalen Niveau“, sagt CEO Oliver Schubert.
Durch den Einsatz einer „aktiven Covid-19-Taskforce“ habe man an den österreichischen Standorten durchgängig produzieren können. Zwischenzeitlich habe man lediglich Leasingpersonal abgebaut, befinde sich aber nun wieder auf dem Stand von März 2020.

Wachstum in Sicht
Dennoch sei klar, dass man die für heuer geplante Performance nicht erzielen könne – Schubert: „Wenn weltweit die Autoindustrie um 20 Prozent schrumpft, sind wir auch als Zulieferer betroffen.“ Schließlich verlieren die für ZKW wichtigsten Automobilregionen China, Nordamerika und Europa „aufgrund der Covid-19-Krise dramatisch an Absatz“. Ab dem nächsten Jahr werde wieder ein kontinuierliches Wachstum prognostiziert, für den Standort Wieselburg (3400 Mitarbeiter) soll sich das in einem moderaten Umsatzwachstum gegenüber 2020 niederschlagen. Überdurchschnittlich die Exportquote von ZKW: 95 Prozent.
Zusätzlich zu Lichtsystemen wie Hauptschein- und Nebelscheinwerfer, Tagfahrlicht und Rückleuchten sei man im Zukunftsfeld des hoch automatisierten Fahrens engagiert, so lasse sich die Umfeldwahrnehmung eines Fahrzeugs, das sich eigenständig zurechtfinden muss, mit einem integrierten Lichtsystem deutlich optimieren, sagt Schubert. (tiv)

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