Heute die besten Hipster- und Foodie-to-go-Empfehlungen: Politisch unkorrekter Kebab und eine großartige Bastelbox.
Eine freundliche Leserin zeigte mir ein echtes Dilemma auf. Über meine zeitweilige Rückkehr zur Restaurantkritik schrieb sie: „Dann allerdings kam Freude auf, weil Sie wieder eingestiegen sind, denn ursprünglich habe ich nämlich Ihren pointierten Kommentaren nachgetrauert. Jetzt bin ich schon eine Weile traurig, denn ich glaube zu bemerken, dass Sie einen Ghostwriter beschäftigen.“ Ein Ghostwriter also. Offenbar geht es mir wie anderen alten, grauen Restaurantkritikern: Früher waren wir schlanker, hungriger und witziger. Aber dahinter steckt auch ein strukturelles Problem: Wirklich unterhaltsam sind nur böse, also negative Kritiken. Das gilt auch für die Politik, am besten waren die Leitartikel in der Ära Faymann/Spindelegger/Mitterlehner. Wobei: Das wird gerade wieder. Eine vernichtende Kritik des vom Kebab-Mann gelieferten Sushis etwa wäre momentan dennoch wenig zielführend.
Apropos: Das vielleicht beste Kebab der Stadt bekommt man derzeit in der Weinwerkstatt „Mast“. Die Hipster-Küche bietet zwei verschiedene, und die Schlange wächst und wächst. Dazu gibt es Schätze aus dem Keller, orange oder straight. Meine dick-fett gewürzte Pulled-Pork-Variante war schlicht großartig. Schweinefleisch im Kebab? Wir essen das jetzt bitte nicht politisch auf.
Meine zweite, dringende Empfehlung: Im alten Mochi gibt es nun auch Mochi to go. Dort werden Teishoku-Boxen geboten, die optisch jede Ein-Kopf-Party zieren, ökologisch gut abbaubar sind und wahre Köstlichkeiten beinhalten. Unter dem harmlosen Titel „Grilled Chicken“ werden neben geschmacklich gutem Huhn etwa meeresfrisches Seebrassen-Sashimi und eingelegte Tomaten mit Yuzu in kleinen Kartonschälchen mitverpackt. Hat was von einem asiatischen Setzkasten. Ähnlich wunderbar die Kombination aus Süßwasser-Al-Chirashi mit Lachs-Sashimi und eingelegten Shiitake-Pilzen. Der Höhepunkt besteht im Bun-Kit. Alle notwendigen Zutaten für gefüllte Mini-Buns werden geliefert, nur dämpfen muss man sie selbst. (Ich habe etwa den Spargeltopf umfunktioniert.) Eine schöne kulinarische Bastelbox, ideal als Lockdown-Beschäftigung.
Nach dem Lockdown bleibt das Mochi Abholküche und für kleine Runden buchbar. Das eigentliche Restaurant soll am Vorgartenmarkt outdoortauglich eröffnen. Wann genau, wissen die Vorzeige-krisenfest-Gastronomen Tobias Müller und Eduard Dimant nicht, Ruhe geben können sie trotzdem nicht. Jetzt wird gegen den Lockdown gekocht. Auch deswegen sind die Mochis die mit Abstand beliebtesten Gastronomen der Stadt.
Mast Weinbistro Take-away: Porzellangasse 53, 1090 Wien, Mo–Fr: 16–20 Uhr
Mochi to go: Praterstraße 15, 1020 Wien, Mo–Sa: 11.30–20 Uhr.
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