Gastkommentar

Kinder, Küche, Arbeit und Eltern versorgen

(c) Peter Kufner
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Es sind überwiegend Frauen, die nun auch während des zweiten Lockdowns zurück in alte Rollenbilder geworfen werden, um auszugleichen, was an systematischen Lösungen fehlt.

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Viele Eltern stehen zurzeit vor schwierigen Entscheidungen. Was früher ein harmloser Schnupfen war, könnte jetzt Corona sein. Bildungsminister Heinz Faßmann hat schon beim ersten Lockdown empfohlen, die Kinder „im Zweifelsfall zu Hause zu lassen“ und nicht in die Schule oder den Kindergarten zu bringen, wenn die Nase läuft. Was so einfach klingt, ist aber vor allem für Mütter ein oft nicht zu schaffender Balanceakt zwischen Beruf, Ausbildung und Familie.

Der Rechtsanspruch auf Sonderbetreuungszeit gilt laut Arbeitsministerium derzeit nur, wenn die Einrichtungen komplett geschlossen sind. Schon während des ersten Lockdowns haben vor allem Frauen die Kinder unterrichtet, gekocht, aufgeräumt, die Eltern versorgt. Die Rabenmutter feierte ein unerwartetes Comeback, falls Frau sich aufgrund mangelnder Alternativen dazu entschloss, die Kinder in den Kindergarten zu schicken. Beim aktuellen zweiten Lockdown gilt die Order an allen Schulen, bis auf Sonderschulen, auf Distance Learning umzustellen, aber für Betreuung und Lernbegleitung in Kleingruppen offen zu bleiben. Berufstätige Frauen, die ihre Kinder in die Schulen schicken, werden immer noch gern kritisiert, weil sie die allgemeine Gesundheit riskieren, aber umgekehrt auch, wenn sie die Kinder zu Hause lassen und somit als Glucke gelten. Was zurzeit noch auf die Frauen abgeschoben wird, braucht dringend gesamtgesellschaftliche Lösungen, die Frauen und Männer und die Wirtschaft stärken und neue Handlungsoptionen ermöglichen. Verlieren wir Frauen, ist es nicht nur ein individuelles Schicksal, wir verlieren auch potenzielle Fachkräfte, die die Wirtschaft nach der Krise dringend brauchen wird, und erhöhen die Erwerbsarbeitslosenzahlen.

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