Einspruch

Neu anfangen in der Krise – warum nicht mit neuen Wörtern?

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Archivbild(c) Getty Images (Pierre Crom)
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Im Lockdown leiden viele an Attachose, aber eine gamainische Freundschaft darf dabei ruhig zerbrechen: Über die Wohltat des Worterfindens.

Als ob mir nicht genug fehlte in diesem einsamen November, schneit mir ein neues Buch über „fehlende Wörter“ ins Home-Office. Glücklicherweise ist der Titel verfehlt, es geht um erfundene Wörter, die dem Autor nur gefehlt haben, bevor er dieses Buch geschrieben hat.

Attachose zum Beispiel. Abgeleitet vom Spitznamen eines Marinesoldaten bezeichnet es den Zustand eines Menschen, der hilflos in seinem eigenbrötlerischen Wesen dümpelt und sich von der Welt vergessen fühlt. In Zeiten der Pandemie könnte wohl manch einer dieses Wort brauchen – es liegt ein sonderbarer Trost darin, die Dinge auf den Begriff gebracht zu haben, auch wenn es sie kein bisschen zum Verschwinden bringt.

Gamainisch, noch so ein Wort, das der italienische Autor und Regisseur Stefano Massini kreiert hat und im „Buch der fehlenden Wörter“ in wundervolle Geschichten bettet. Gamainisch ist hier jede aufgrund unüberbrückbarer Verschiedenheit zum Scheitern verurteilte Verbindung. Massini dachte dabei an den Schlosser und unübertrefflichen Tresorbauer von Ludwig XVI., François Gamain, der mit dem König eine wunderbare Freundschaft pflegte, bis die Revolution kam – und er dem Revolutionskomitee die Schlüssel zu des Königs Tresor aushändigte.

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