Trotz der anhaltend hohen Zahl an Neuinfektionen sowie schwer Erkrankten dürfte auf den Intensivstationen des Landes die Katastrophe ein weiteres Mal ausbleiben. Schon bisher konnten viele Todesfälle verhindert werden.
Ein unerwartet wirksamer erster Lockdown und das dadurch bedingte Ausbleiben der Überlastung von Spitalskapazitäten führte dazu, dass Österreich als Folge einer Kombination aus Nachlässigkeit in Teilen der Bevölkerung sowie Versäumnissen der politisch Verantwortlichen seit Wochen die weltweit höchste Rate an Neuinfektionen verzeichnet.
Aktuell liegt die für die Beurteilung der Virus-Ausbreitung besonders relevante Sieben-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Infektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen, bei 498. Die WHO gibt als kritische Grenze einen Wert von 50 an. Zum Vergleich: In Deutschland liegt er bei 139.
Obwohl diese Inzidenz einer der verlässlicheren Indikatoren für die Beschreibung der Lage ist, müssen auch bei ihr Faktoren wie die Teststrategie – werden etwa enge Kontaktpersonen getestet oder nicht? – sowie die Effizienz des Contact Tracing berücksichtigt werden. Nur die Zahl der nachgewiesenen Infektionen zu vergleichen liefert also kein vollständiges Bild.
Für die Beantwortung der Frage, wie erfolgreich ein Land die Coronakrise bewältigt, ist das wichtigste Kriterium ohnehin ein anderes – nämlich die Zahl der Verstorbenen. Sie wiederum hängt – jedenfalls in Industrieländern mit ähnlicher Bevölkerungsstruktur – im Wesentlichen vom Gesundheitssystem ab, insbesondere vom Spitalswesen. Und das hat Österreich vorm bisher Schlimmsten bewahrt.