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Wirecard: Der schweigsame Untersuchungshäftling

Wirecard-Ex-Chef Markus Braun gab sich in Berlin ziemlich wortkarg.
Wirecard-Ex-Chef Markus Braun gab sich in Berlin ziemlich wortkarg.(c) APA/AFP/POOL/FABRIZIO BENSCH
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Ex-Wirecard-Manager Markus Braun sitzt eigentlich in U-Haft in Augsburg, am Donnerstag aber im deutschen U-Ausschuss in Berlin. Braun nimmt Politik und Behörden in Schutz. Ansonsten verweigert der Österreicher jede Aussage.

Berlin. Am Donnerstag, um 13.26 Uhr, bricht Hektik aus im zweiten Stock des Paul-Löbe-Hauses gleich gegenüber des deutschen Kanzleramts. Fotografen eilen zu einem Nebeneingang des Saals Nummer 2600. Dort öffnet sich die Tür für einen Untersichungshäftling. Er trägt einen dunklen Rollkragenpulli und ein Jackett. Er hat eine Maske angelegt, aber keine Handschellen. Der Mann im Blitzlichtgewitter ist Markus Braun, 51, Österreicher, mutmaßlich Schlüsselfigur in einem der größten Finanzskandale der deutschen Nachkriegsgeschichte und Zeuge im Wirecard-Untersuchungsausschuss. Zwei Beobachter der Szene tuscheln: Er sehe mitgenommen aus.

Der Ex-Wirecard-Chef wollte nicht hier sein, in Berlin. Um das persönliche Erscheinen vor dem U-Ausschuss zu verhindern, führte sein Anwalt auch das Infektionsrisiko an. Aber ein Gericht nickte die Vorladung ab. Also wurde der Österreicher am Mittwoch mit einem Gefangenentransport aus seinem bisherigen Aufenthaltsort, einer Justizvollzugsanstalt im bayrischen Augsburg, ins rund 500 Kilometer entfernte Berlin verbracht, wo er Berichten zufolge in einer Zelle im Stadtteil Moabit nächtigte. Und jetzt sitzt er als erster Zeuge überhaupt in diesem U-Ausschuss vor ein paar Blättern Papier. Exakt fünf Monate ist es her, dass Braun als Chef des damaligen DAX-Konzerns zurückgetreten ist, nachdem ein 1,9 Milliarden Euro großes Loch in der Bilanz aufgetaucht war. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm unter anderem gewerbsmäßigen Bandenbetrug vor.

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