"Letzte Chance" für roten Teppich

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WKO und IV erstellten ein Punktesystem für dringend benötigte Arbeitskräfte aus anderen Unionsländern. Bewerkstelligen will das im Prinzip auch die Regierung. So sollen Deutschkenntnisse kein K.-o.-Kriterium sein.

Alpbach (gau). Ab 2011 gilt in der EU der gemeinsame Arbeitsmarkt. Damit sieht Christoph Leitl jetzt die „letzte Chance“, dass Österreich sich als besonders attraktives Land für hoch qualifizierte und dringend benötigte Arbeitskräfte aus anderen Unionsländern präsentiert. Und für die internationale Forschungselite müsse man überhaupt „den roten Teppich ausrollen“, fordert der Präsident der Wirtschaftskammer (WKO).

Bewerkstelligen will das im Prinzip auch die Regierung mit einer „Rot-Weiß-Rot-Card“, die hoch erwünschte Zuwanderung aus aller Welt regelt. Wie diese Regeln aussehen sollen, ist allerdings seit zwei Jahren unklar und umstritten. Nun hat die WKO zusammen mit der Industriellenvereinigung einen fixfertigen Vorschlag erarbeitet. Er orientiert sich klar am kanadischen und australischen Modell des Punktesystems – das auch die Grünen und das BZÖ bereits gefordert haben. In einigen Punkten geht das detaillierte „Diskussionspapier“ deutlich über das hinaus, was sich Innenministerin Maria Fekter (ÖVP) vorstellt. So sollen Deutschkenntnisse kein K.-o.-Kriterium sein.

Eliten, Facharbeiter, Pfleger

Wer allerdings gar kein Deutsch kann, muss in anderen Bereichen wie Ausbildung, Berufserfahrung oder Jugend top sein: Von 100 möglichen Punkten muss der Österreicher-Anwärter mindestens 71 erreichen; 20 werden allein für Deutschkenntnisse vergeben.

Nicht nur Eliten will man damit ins Land locken, auch für Facharbeiter oder Pflegekräfte soll das Verfahren gelten. Leitl verweist auf einen bereits beginnenden Lehrlingsmangel und „in fünf Jahren“ drohende Engpässe im Pflegebereich.

Alle Zuwanderer im Rahmen dieser „kriteriengesteuerten Migration“ sollen die Möglichkeit haben, ihre Familie mitzubringen, und zwar unabhängig von der Qualifikation und dem Beruf ihrer Mitglieder. Ehegatten und Kinder von Hochqualifizierten seien ja in aller Regel selbst gut ausgebildet, erklärt WKO-Integrationsbeauftragte Margit Kreuzhuber.

Nur in einem Punkt sollen Eliten gegenüber Fachkräften bevorzugt sein: Sie dürfen sich auch dann in Österreich niederlassen, wenn es keine offene Stelle für sie gibt. Mit einem „Job-Seeker-Visum“ haben sie in einem bestimmten Zeitfenster die Möglichkeit, Arbeit zu suchen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.08.2010)

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