Fußball

Das Veilchen der Grün-Weißen

Der vierthöchste Umsatz der Klubgeschichte mit 42 Millionen € bereitet Rapid in der Krise Freude, Geschäftsführer Christoph Peschek beklagt ein Minus von 199.107 €. Michael Tojners „Akademie-Geschenk“ sorgt für Debatten.

Wien. Rapid ist nicht nur der populärste Fußballklub des Landes, sondern getrost auch der umstrittenste. Es vergeht keine Woche, in der nicht ein Gerücht, möglicher Transfer, Spuk aus der Vorstandsriege oder neue Kritik an der Corona-Politik der Regierung aus Hütteldorf ertönt. Auch der Geschäftsbericht 2019/2020 der Grün-Weißen reiht sich nahtlos in diese Kommunikation an.

Die 80 Seiten starke Ausgabe (als Download auf der Klub-Homepage zu finden) zeigt, dass Rapid vor der Krise auf Kurs lag, um ein weiteres Jahr mit Überschuss abzuschließen. Die genannten Zahlen erwecken, trotz der „Unterbrechung, die Profivereinen die Geschäftsgrundlage entzogen“ hätte, wie Rapid festhielt Aufsehen: „Unter Berücksichtigung der Pandemie und der Nichtteilnahme am Europacup wurde ein Umsatz von 42 Millionen Euro erzielt.“

Der mögliche Millionenschaden sei durch schnelle Maßnahmen (Kurzarbeit) abgewendet und in der abgeschlossenen Saison auf ein Minus von 199.107 Euro reduziert worden. Erstmals seit der Saison 2011/12 gab es ob der Corona-pandemie kein wirtschaftlich positives Jahresergebnis.

Aus der Bundesliga wurden 31,5 Mio. € erwirtschaftet, aus dem Merchandising 2,8 Mio. €. Die SCR-MNS-Maske soll dabei übrigens den Hauptanteil getragen haben. Das Geschäftsfeld Ticketing fiel den Geisterspielen geschuldet mit 3,8 Mio. € deutlich geringer aus als sonst. Das Transfergeschäft brachte 5,8 Mio. € ein.

Eine Zahl aber überstrahlt alles: 81 Prozent der Jahreskartenbesitzer haben bislang auf eine Rückerstattung aufgrund entfallener Spiele verzichtet. SCR-Geschäftsführer Christoph Peschek sagt: „Dank des großartigen Zusammenhalts und der Unterstützung der Rapid-Gemeinschaft konnten wir einige Hürden nehmen und das gibt uns die Zuversicht, dass es auch in Zukunft gelingen wird. Wenn es den Sportligen-Fonds weiter gibt, gibt es natürlich Schaden, aber das heißt noch nicht, dass das dann der Verlust ist.“

Und der Name der Akademie?

Das sind positive Nachrichten, doch ganz ohne Aufregung geht es eben in Hütteldorf nicht. Milliardär Michael Tojner soll, berichtet der „Kurier“, dem Klub die im Prater entstehende Nachwuchsakademie finanzieren – und schenken. Zur Erinnerung: er wollte zur Wahl des Klubpräsidenten antreten, unterstützte Robert Grüneis und sprang, als dieser mit Roland Schmid fusionierte, trotz eines Versprechens über fünf Millionen Euro für die Akademie ab. Im Endeffekt machte Martin Bruckner das Rennen.

Jetzt ist Tojner angeblich wieder am Ball und Bruckner bestätigt die Gespräche. Nur, was erwartet sich Tojner davon im Gegenzug? Bruckner sagt: „Wichtig ist, dass wir Herr im eigenen Haus sind und sich Rapid an niemanden verkaufen wird.“ Dass die Akademie einen Beinamen (Varta) erhalten könnte, erscheint kaum vorstellbar. Oder?

Am Samstag startet nach der Länderspiel-Pause wieder der Ligabetrieb. Rapid ist am Sonntag bei Aufsteiger SV Ried zu Gast.




Bundesliga 8. Runde

SP S U N TORE P
1. Salzburg76102019
2. Rapid75201017
3. Lask75111016
4. St. Pölten7313510
5. Sturm Graz623149
6. Austria7223-18

7. WSG Tirol7223-58
8. WAC6204-36
9. Ried7205-86
10. Hartberg7133-96
11. Altach7124-95
12. Admira7115-144

Samstag: Altach – WAC, Hartberg – Lask, Salzburg – Sturm Graz (je 17 Uhr).

Sonntag: Austria – St. Pölten, WSG Tirol – Admira (14.30), SV Ried – Rapid (17 Uhr, live Sky).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.11.2020)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.