Stramme Haltung bis ins hohe Alter. Bronze-Engels, Marx-Engels-Denkmal, Berlin.
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Der Unternehmer als Revolutionär: Friedrich Engels zum 200. Geburtstag

In der Rückschau hat er allein Marx als „Genie“ gelten lassen. In Wahrheit freilich war er selbst, der reiche Industriekaufmann und Firmenteilhaber, die treibende Kraft hinter der Kritik der politischen Ökonomie. Friedrich Engels – eine Korrektur.

Das Lexikon A–Z im Verlag des VEB Bibliographisches Institut Leipzig (1981) bescheidet kurz und bündig: „Engels, Friedrich, 1820–1895; Klassiker und Mitbegründer des Marxismus-Leninismus; Freund und Kampfgefährte von Marx.“ Die Profilköpfe von Marx und Engels, weitergeführt mit Lenin, Stalin, Mao (letztgenannte Variante in China und Albanien) waren bis 1989 in der Symbolik der kommunistischen Parteien und Staaten omnipräsent. Der Scherz des fortschreitenden Bartschwundes war aufgelegt. Die DDR trug in ihren Kundgebungen und auf ihren Briefmarken bis zu ihrem Ende die dreifaltige Porträtikone, durchwachsen mit dem Spitzbart Walter Ulbrichts. Die Militärakademie der Nationalen Volksarmee trug im „militärischen Klassenauftrag“ den Namen von Friedrich Engels, der Friedrich-Engels-Preis wurde in drei Stufen verliehen. Die Ehrung galt dem Einjährig-Freiwilligen im Berliner Garde-Artillerie-Regiment (1841/42), wo der Fabrikantensohn das Aufbegehren der radikalen Junghegelianer mitmachte und ein Studium irregulare an der Universität betrieb, dem Kombattanten in der Reichsverfassungskampagne von 1849 und dem im Freundeskreis so genannten General (englisch ausgesprochen), der stramme Haltung bis ins hohe Alter bewahrte.

Einer der imposanten Gemeindebauten des Roten Wien ist der Friedrich-Engels-Hof – er wurde 1934 pfiffig als Engel-Hof politisch neutralisiert. Mit verlegenem Understatement nennt die zur Herstellung des früheren Namens 1945 angebrachte schlichte Tafel Engels als „erfolgreichen Schriftsteller und Arbeiterführer“.

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