Wintersport

Die ungreifbare oberste Jägerin

Katharina Liensberger.
Katharina Liensberger.
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Katharina Liensberger ist Österreichs unangefochtene Nummer eins im Slalom. Wie die Vorarlbergerin ihren Weg nach ganz oben plant und wieso ihr der Materialstreit nun zugutekommt.

Eigentlich passt das finnische Levi sehr gut zu Katharina Liensberger. Nicht dass die 23-Jährige die Einsamkeit nördlich des Polarkreises suchen würde, auch ihre Fröhlichkeit passt nicht zu den gängigen Vorurteilen über Lappländer. Aber Liensberger wird gern als introvertiert beschrieben, öffentlich gibt sie nur das Nötigste von sich preis. In Levi schläft die Vorarlbergerin wie das öfter der Fall ist im Einzelzimmer, nicht bei allen Teamkolleginnen ist das so. Und das „coole Flair im Norden“ gefalle ihr, sagt sie. „Ich liebe das einfach, wenn es so ruhig ist, wenn man sich wirklich auf das Wesentliche konzentrieren kann.“

Gemeint ist der Skirennlauf und das Slalom-Doppel an diesem Levi-Wochenende. Der Auftakt in den Slalom-Winter hätte auch nicht viel besser laufen können, Liensberger wurde Dritte, geschlagen nur von den Ausnahmekönnerinnen Petra Vlhová und Mikaela Shiffrin. 27 (!) Weltcup-Slaloms hat dieses Duo nun schon in Folge gewonnen, doch Liensberger war einmal mehr die erste Jägerin, nie war sie in der Hundertstelabrechnung ihrem ersten Weltcupsieg näher als an diesem Samstag in Levi. Schon heute hat sie auf selber Piste die nächste Chance (10.15/13.15 Uhr, ORF eins).

Eine Saison unter Coronabedingungen ist freilich auch für Liensberger neu, nur war für die Technikspezialistin bereits der vergangene Winter alles andere als gewöhnlich. Zur Erinnerung: Das Slalom-Ass war im Vorjahr von Rossignol auf Kästle-Skier umgestiegen, stand damit aber ohne Skischuh-Ausrüster da. Es folgte ein Materialstreit, der ÖSV rechnete der Athletin ihre Ausbildungskosten vor, Liensbergers wechselnde Berater blieben stur, Kästle wurde aus dem Ski Pool geworfen und eine der hoffnungsvollsten ÖSV-Läuferinnen konnte nicht trainieren, verpasste das Auftaktrennen und durfte erst wieder Rennen fahren, als sie zu Rossignol zurückkehrte.

Inzwischen ist Kästle mit einem Komplettangebot zurück im Ski Pool und könnte ohne weiteres ÖSV-Läufer ausrüsten. Liensberger denkt über einen Wechsel derzeit nicht nach. „Ich bin momentan glücklich und dankbar dafür, dass ich Skifahren kann. Das alles hat mich persönlich stärker gemacht.“ Gerade dieser Tage, in verwaisten Skiorten, gefangen in „Weltcup-Blasen“, mit ständigem Bangen um Covid-Testergebnisse, kommen ihr diese Erfahrungen zugute. „Was im vergangenen Jahr nur mich betroffen hat, betrifft jetzt ganz viele. Gerade in dieser Zeit ist es sehr wichtig, sich auf das zu besinnen, das man selber kontrollieren kann. Die äußeren Umstände kann ich nicht beeinflussen, mein Handeln schon.“

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