Forscher auf der ganzen Welt arbeiten seit Monaten an einer Impfung gegen das Coronavirus. Wo stehen wir? Und vor allem: Wie geht es ab hier weiter?
Es gibt sie, diese großen Momente im Leben, in denen man einander immer wieder fragen wird: „Wo warst du damals? Was hast du gemacht? Was hast du gedacht?“ – „Wann hast du das erste Mal vom Coronavirus gehört?“
Dezember 2019. Es fühlt sich an, als wäre es schon sehr lang her, aber vor nicht einmal einem Jahr grübelte man in der chinesischen Millionenstadt Wuhan über eine Häufung von Lungenentzündungen. Im Jänner 2020 meldeten europäische Staaten erste Fälle, im Februar bekam die Krankheit einen Namen, Covid-19, und ihr Auslöser ein Gesicht: das Severe acute respiratory syndrome coronavirus 2, Sars-CoV-2. Im März erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Krankheitsausbruch zur Pandemie. Und seitdem ist alles anders.
Wenn man Florian Krammer fragt, wann er vom Coronavirus erfahren hat, dann nennt er zwei Daten: den 31. Dezember 2019 und den 10. Jänner 2020. Am Silvestertag war der Lungenentzündungsausbruch in Wuhan von den Chinesen gemeldet worden, „man hat nicht gewusst, was das ist“. Und am 10. Jänner 2020 sei es dann klar gewesen: „Dass das sehr Sars-ähnlich ist. Und das war natürlich alarmierend, weil Sars 2003 eben fast zu einer Pandemie geführt hat.“ Damals, sagt Krammer, sei sein Albtraum gewesen, „dass sich das ausbreitet. Und es hat sich ausgebreitet“.
Proband bei Pfizer. Krammer ist Steirer, der in New York City lebt, und Virologe, der an der Icahn School of Medicine am Mount-Sinai-Spital arbeitet. Und einer, der dazu beiträgt, dass bald alles normal sein könnte. Einerseits, weil er mit seinem Labor unter anderem zur Immunantwort des Körpers auf das Coronavirus forscht. Andererseits, weil Krammer sich als Proband für eine Impfstoffstudie gemeldet hat. Zweimal wurde er für den Test des Pfizer-Biontech-Impfstoffs geimpft. Ob mit dem richtigen Impfstoff oder mit einer Kochsalzlösung, das weiß er nicht.
Er hofft auf Ersteres. Denn ein Jahr nach dem Ausbruch von Sars-CoV-2 in Wuhan melden die ersten Pharmaunternehmen große Erfolge bei ihren Impfstoffen. Pfizer-Biontech verlautbarte am Donnerstag, dass ihr Vakzin eine Wirksamkeit von 95 Prozent habe. Am Freitag reichte man die Unterlagen für eine Notzulassung – die es, im Übrigen, in Europa nicht gibt – bei der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) ein. Krammer glaubt, dass es in Österreich möglicherweise im Frühling Impfstoffe für die breite Bevölkerungsmasse geben wird. „Ich weiß, dass es da alle möglichen Einschätzungen gibt – alles von Frühjahr bis Sommer –, aber ich glaube, dass das dann schon relativ früh passieren wird.“
Neun Monate, nachdem die Pandemie ganz offiziell ausbrach, nach zwei Wellen und zwei Lockdowns, ist da tatsächlich das berühmte Licht am Ende des Tunnels. Wie kommt man dorthin? Was wird überhaupt geimpft? Und wieso ging das alles so schnell?

Minimaler Eingriff. 13 Impfstoffkandidaten gibt es aktuell in der Phase 3 des Testverfahrens für Vakzine. Dieses ist standardisiert: Nach präklinischen Studien an Tieren wird in Phase 1 an wenigen Personen die Sicherheit und Dosierung eines Impfstoffkandidaten geprüft, in Phase 2 dann die medizinische Wirksamkeit. In Phase 3 überprüfen die Entwickler diese Wirksamkeit dann an Tausenden Probanden.