Kolumne zum Tag

Sie müssen sich doch nicht gleich so aufpudeln!

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Verben, die wie Tiere klingen – vom Aalen und Bocken und von einigen falschen Fährten.

Schreib doch mal über Tiere, die als Verben verwendet werden, sagt die Freundin beim Frühstück. So wie, wenn wir schon im Lockdown sind, beim Hamstern. Gute Idee, die Suche nach einer Idee für diese Kolumne wurmt mich ja schon lang. Und ja, das Verb wurmen im Sinne von quälen kommt von der Idee eines nagenden Wurms. So wie auch das Tigern wie ein Löwe tatsächlich mit der gestreiften Wildkatze verwandt ist. Und so wandern die verschiedensten Verben über den Frühstückstisch – bocken im Sinne widerspenstigen Verhaltens kommt vom männlichen Tier bei geweih- oder gehörntragenden Säugetieren, vor allem beim störrischen Ziegenbock. Aalen als Zeichen des Wohlbefindens kommt davon, wenn man sich wie ein Aal windet – wobei diese Redewendung selbst eher negativ konnotiert ist. Übrigens, früher hatte Aalen auch die Bedeutung, eine verschlammte Röhre zu lüften, indem man an einem Strick einen Aal durchzieht. Mittlerweile macht man das hoffentlich ohne tierische Hilfe.

Aber Vorsicht, es gibt auch falsche Fährten. Zwar hat bremsen etymologisch etwas mit Pferden zu tun – die ursprüngliche Bedeutung der Bremse war eine Klammer, die man wilden Pferden über die Nase legte. Die Bremse im Sinn der Stechfliege, die auch Pferdebremse genannt wird, hat aber eine andere Wurzel – nämlich das althochdeutsche breme, das auf das indogermanische *bhrem zurückgeht – in der Bedeutung des Verbs summen. Und wenn wir schon bei Summen (hihi) sind – dass sich etwas rentiert, hat nichts mit der nordischen Hirschart zu tun. Wobei es das Substantiv Rentier in diesem Zusammenhang schon gibt – allerdings französisch ausgesprochen. Gemeint ist damit jemand, der ein regelmäßiges Einkommen aus angelegtem Kapital bezieht. Wie, das interessiert Sie alles nicht? Schon gut, das ist doch kein Grund, sich gleich so aufzupudeln!

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.11.2020)

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