Türkei/EU

Erdoğans 180-Grad-Wende

Recep Tayyip Erdoğan.
Recep Tayyip Erdoğan.(c) REUTERS (FRANCOIS LENOIR)
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Der Staatspräsident der Türkei sucht wieder die Annäherung an Europa. Für den Sinneswandel verantwortlich ist die bedrohliche Wirtschaftslage – und der Wahlsieg von Joe Biden in den USA.

Ankara/Istanbul. So schnell kann es gehen: Noch vor wenigen Wochen hat der Staatspräsident der Türkei, Recep Tayyip Erdoğan, die Europäische Union als Auslaufmodell verhöhnt, seine EU-Nachbarn Griechenland und Zypern bis aufs Blut provoziert und seinen französischen Kollegen Emmanuel Macron als geisteskrank bezeichnet – und nun soll die Hoffnung der Türkei doch wieder auf Europa ruhen. Sein Land suche mit niemandem Streit, strebe eine engere Zusammenarbeit mit Freunden und Verbündeten an und sehe sich als „untrennbaren Teil Europas“, erklärte der Staatschef am Wochenende. Als flankierende Maßnahme sprach sich Bülent Arınç, ein prominenter Mitbegründer von Erdoğans Regierungspartei AKP und Mitglied in einem Beratergremium des Präsidenten, für die Freilassung des Kunstmäzens und Demokratieaktivisten Osman Kavala aus, dessen Inhaftierung vor drei Jahren von der EU scharf kritisiert wird.

Handelt es sich um einen echten Sinneswandel oder bloß um eine vorgetäuschte 180-Grad-Wende? Vieles spricht dafür, dass der Rücktritt seines Schwiegersohns Berat Albayrak für Erdoğans Kurswechsel (mit-)verantwortlich war. Die Türkei erlebte in den zwei Jahren mit Albayrak als Finanzminister einen drastischen Kursabsturz ihrer Währung.

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