Belarus

„Hoch lebe Belarus!“: Die Proteste werden dezentral

Die weiß-rot-weiße Fahne, das verbotene Zeichen der Demonstranten, war am Sonntag wieder zu sehen.
Die weiß-rot-weiße Fahne, das verbotene Zeichen der Demonstranten, war am Sonntag wieder zu sehen. (c) REUTERS (STRINGER)
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Am Sonntag kam es erneut zu Dutzenden Demonstrationen gegen Machthaber Lukaschenko. Sicherheitskräfte und Protestierende lieferten sich Straßenschlachten.

Warschau/Minsk. Drei Tage nach dem Begräbnis eines von Schergen des belarussischen Diktators Alexander Lukaschenko zu Tode geprügelten Demonstranten ist es am Sonntag allein in Minsk zu über einem Dutzend dezentraler Protestmärsche gekommen. Das Regime stoppte die U-Bahn und legte das mobile Internet lahm. In den Außenbezirken fuhren Radpanzer der Armee und die berüchtigten olivgrünen Gefängniswagen der Polizei auf. Lukaschenkos Sicherheitskräfte unternahmen alles, um einen zentralen Demonstrationszug im Stadtzentrum zu verhindern, und griffen die Kolonnen der Protestierenden bereits auf dem Marsch dorthin an. Diese versuchten zum Teil schon gar nicht mehr, ins Zentrum zu gelangen, sondern stellten sich mit den verbotenen weiß-rot-weißen Flaggen auf Anhöhen und skandierten „Hoch lebe Belarus!“ und „Wir glauben! – Wir können! – Wir werden siegen!“

Sondertruppen des Innenministeriums (Omon) setzten Rauch-, Leucht- und Knallgranaten gegen die dezentralisierten Demonstrationszüge ein und begannen mit regelrechten Jagden auf Protestierende zwischen den Häuserblocks. Immer wieder gelang es dabei den Demonstranten, Festnahmen zu verhindern oder gar Festgenommene aus den Händen der Omon-Truppen zu befreien. Telegramm-Kanäle der Opposition zeigten am Sonntag mehr als ein halbes Dutzend solcher Befreiungsaktionen. Bis zum Redaktionsschluss vermeldeten Menschenrechtsgruppen allein in Minsk über 210 Festnahmen. Vielen der Festgenommenen drohen neuerdings Anklagen wegen Aufwiegelung zum Aufstand, die mit Verurteilung zu mehreren Jahren Arbeitslager enden können. Lang wurden für Demonstrieren vor allem Verwaltungsstrafen verhängt.

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