Kommentar

Technologieland im Süden

(C) Puch Johannes
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Die Kärntner Industrie ist breit aufgestellt. Um die Zukunft zu sichern, gilt es, die Jugend für Technik zu begeistern.

Es ist fast so etwas wie ein Zeichen der Normalität, dass die Austria's Leading Companies auch heuer und trotz Corona wieder ausgezeichnet werden. Wann, wenn nicht jetzt, erweist es sich, wie nachhaltig ein Unternehmenskonzept ist? In manchen Branchen lag es natürlich gar nicht an der Performance des Unternehmens. Wer heute in Luftfahrt- oder Automotive-Industrie tätig ist, der hat jedenfalls zu kämpfen. Aber was ist das schon gegen ein Innenstadthotel, das wegen des Ausbleibens der Gäste quasi auf null zurückgefahren werden musste?

Insofern sind die Hilfs- und Stabilisierungspakete der Bundesregierung richtig und wichtig. Sie dürfen mittel- und längerfristig nur nicht zu einer Wettbewerbsverzerrung führen. Und sie dürfen kommenden Generationen nicht eine solche Schuldenlast aufbürden, dass sie sie nicht mehr zu schultern imstande sind.

Die Kärntner Industrie und das verarbeitende Gewerbe sind bisher ganz gut durch die Krise gekommen. Unser Land hatte in diesem Bereich im September sogar mehr Beschäftigte als im Jänner vor der Krise. Das ist einerseits der Tatsache zuzuschreiben, dass die Kärntner Industrie sehr breit aufgestellt ist, andererseits aber auch dem Umstand, dass im Laufe von Jahrzehnten mehrere Strukturwandel gelungen sind.

Ob Großbetrieb, mittlerer oder kleiner, fast überall hat man sich in Nischen spezialisiert und neue Kompetenzen gewonnen. Die Exporterfolge sind nicht ausgeblieben.

Zusätzlich hilft inzwischen eine sehr geschickt und spezifisch an den bestehenden Stärken orientierte Bildungs- und Forschungslandschaft, die allerdings noch mehr ökonomisches Echo aus dem eigenen Land vertragen könnte.

Es sind trotzdem noch zu wenige Betriebe, die regelmäßig und auf unterschiedlichste Weise innovieren. Das gilt auch und vor allem für die Digitalisierung und ist natürlich ein Thema der Wertschöpfungsketten und der Lücken, die hier zu füllen sind.

Das ist einerseits Sache der Betriebsansiedlung und andererseits des neuen Standortmarketings. Hier erkennt man, dass sich das Land über Jahrzehnte international fast ausschließlich als Tourismus-Destination verkauft hat. Viele von den jungen, vor allem technisch talentierten Menschen sind abgewandert oder nicht ins Land gekommen. Sie jetzt von den Vorzügen des Technologielandes im Süden, in dem 55 Prozent der Wertschöpfung direkt oder indirekt aus der Industrie kommen, zu überzeugen, ist die Aufgabe der Stunde.

Die Fakten sprechen für sich: Kärnten hat heute laut WIFO von allen Bundesländern den höchsten Anteil an Hightech-Beschäftigten in der Industrie. Im Oktober 2020 waren mitten in der Coronakrise mehr offene (Fachkräfte-)Stellen verfügbar als im Vergleichsmonat des Vorjahrs. Kärnten ist/hat Zukunft!

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.11.2020)

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