Kommentar

Zuversicht ist ansteckend

(C) Helge Bauer
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Mitten in der Krise investiert die Kärntner Wirtschaft über 1,2 Milliarden in den Standort und leistet mit diesem Kraftakt einen Vertrauensvorschuss. Es liegt an uns, diesen mit jeder Kaufentscheidung zu würdigen

Nun hat das Coronavirus unser Leben also ein zweites Mal fest im Griff. Was im Sommer in weite Ferne gerückt war, ist wieder eingetreten: Die Republik muss in den Winterschlaf versetzt werden, um die explosionsartige Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Und wie im Frühjahr trifft diese Vollbremsung die Wirtschaft mit voller Wucht.

Bereits der erste Lockdown hatte das Potenzial, ganze Branchen zu wirtschaftspolitischen Intensivpatienten zu machen. Die Unsicherheit war nicht minder ansteckend als das Virus. Auf europäischer Ebene wurde, statt geeint vorzugehen, diese anfangs sogar verstärkt. Durch unkoordinierte Grenzschließungen wurden der Industrie Lieferketten abgeschnitten, ein Schwall an Reisewarnungen setzte den ohnehin schwer gebeutelten Tourismus unter Druck. Auch Kärnten, einerseits stark exportorientiert und eng mit dem Alpen-Adria-Raum verflochten, andererseits tourismusintensiv, traf das mitten ins wirtschaftliche Mark. Nur durch einen ebenso raschen wie massiven fiskalpolitischen Kraftakt der Regierung konnte das Schlimmste verhindert werden.

Während im Sommer die Wirtschaft wieder Fahrt aufnahm und der brummende Sommertourismus am Wörthersee zum Sinnbild für den Neustart wurde, überwiegt im zweiten Lockdown vor allem wieder eines: Unsicherheit. Darüber, ob die Eindämmung des Virus gelingt. Darüber, wann und wie wieder geöffnet werden kann. Vor allem aber wächst die Unsicherheit, wie lang sich die Rezession hinzieht. Wird auf den rapiden Einbruch eine rasche Erholung folgen? Oder wird die Erholung doch länger dauern? Dieschlechte Nachricht ist, wir wissen es (noch) nicht. Doch die gute: Wir wissen, dass diese Krise enden wird. Nachrichten von Impfstoffen sind mehr als ein Silberstreif am Horizont – das sollte uns ein wenig Zuversicht geben.

Denn Zuversicht wird es brauchen, um schnellstmöglich vom Krisenmodus in den Zukunftsmodus umzuschalten. Die Coronakrise ist ein globales wirtschaftliches Erdbeben. Vieles, was uns durch Corona überrollt hat, hat sich schon lang vor der Pandemie abgezeichnet – und bleibt. Etwa die Digitalisierung der Wirtschaft und der Schulen. Oder mehr Flexibilität im Job. Oder der Trend zu regionalen Produkten und zum Urlaub im eigenen Land. Nicht zuletzt ist auch die Mobilität im Umbruch. All das bedeutet auch einen Wandel in der Wirtschaft, den wir angesichts der Krise als Standort nicht übersehen dürfen.

Kärnten hat deshalb ein umfassendes Investitionspaket aufgelegt. Mit einem Volumen von 400 Millionen Euro wird besonders in Infrastruktur, Digitalisierung, Bildung und Mobilität investiert. Mit doppeltem Effekt, denn ein Investitionspaket ist immer auch ein Konjunkturpaket. Damit kann man sich, wenn es klug gemacht ist, aus der Rezession heraus- und in die Zukunft hineininvestieren. Kärnten forciert daher die Wasserstofftechnologie, um nur ein Beispiel zu nennen.

Zuversicht ist auch angebracht, wenn wir auf die Stärken des Landes blicken. Wussten Sie, dass Kärnten eine der innovationskräftigsten Regionen Europas ist? Oder dass Kärnten an 28. Stelle der EU-Regionen mit der höchsten Forschungsintensität liegt? Keine andere Region schafft es, Tourismus und Industrie derart in Einklang zu bringen wie Kärnten. Und mit der Lage im Alpen-Adria-Raum entlang der Baltisch-Adriatischen Achse hat Kärnten spätestens mit der Fertigstellung des Koralmtunnels ein Ass im Ärmel.

Das stimmt die Wirtschaft zuversichtlich. Mitten in der Krise investiert sie über 1,2 Milliarden in den Standort und leistet mit diesem Kraftakt einen Vertrauensvorschuss. Es liegt an uns, diesen mit jeder Kaufentscheidung zu würdigen. Zugegeben, es ist verlockend, alles von A(llzweckreiniger) bis Z(ahnseide) mit einem Klick vom globalen Onlinegiganten geliefert zu bekommen. Aber um welchen Preis? Er finanziert unser Gesundheitssystem nicht, er sichert keine Jobs in der Region. Die heimische Wirtschaft sehr wohl. Deshalb dürfen wir den „Black Friday“ gerade heuer nicht zu einem schwarzen Freitag für unsere Betriebe werden lassen. Kaufen wir bewusst regional – auch das geht meist online. Das schafft Zuversicht in einer Zeit, in der wir sie dringend brauchen. Und für die Wirtschaft das wichtigste Signal: Auch Zuversicht ist ansteckend, nicht nur das Virus.

Zur Person:

Sebastian Schuschnig ist Landesrat für Wirtschaft, Tourismus und Mobilität in Kärnten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.11.2020)

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