Corona-Demonstration

Massive Empörung: "Querdenkerin" vergleicht sich mit Sophie Scholl

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Eine junge Frau aus Kassel ist ein Twitter-Trend. Sicherlich nicht wie sich sie das vor ihrem „Querdenker"-Auftritt vielleicht erhofft hat, als sie sich mit Sophie Scholl verglich.

Bei einer Querdenken-Demonstration in Hannover geriet eine junge Frau aus Kassel in den Mittelpunkt des Interesses. Auf der Bühne verglich sie sich mit der von Nazis ermordeten Widerstandskämpferin Sophie Scholl. Damit sorgte sie nicht nur beim Auftritt selbst für Protest.

Kritik hagelt es von Politikern. Der deutsche Außenminister Heiko Maas (SPD) bezog auf Twitter Stellung: "Das verharmlost den Holocaust und zeigt eine unerträgliche Geschichtsvergessenheit." "Nichts verbindet Corona-Proteste mit Widerstandskämpfer*Innen", fügte er hinzu. "Nichts!" Damit ist er nicht der einzige, der sich online über die Aussagen der jungen Frau äußerte. Die Empörung ist groß, der Spott sogar noch größer.

"Ja, hallo, ich bin Jana aus Kassel, und ich fühle mich wie Sophie Scholl, da ich seit Monaten aktiv im Widerstand bin, Reden halte, auf Demos gehe, Flyer verteile und auch seit gestern Versammlungen anmelde", begann sie ihre kurze Rede, die von einem vermeintlichen Ordner unterbrochen wurde. "Für so einen Schwachsinn mache ich doch keinen Ordner mehr", protestierte der Mann. Darauf brach Jana in Tränen aus und verließ die Bühne. Später soll sie ihre Rede dann noch einmal gehalten haben.

Wie sich später herausstellte, handelte es sich um keinen offiziellen Ordner der Bewegung. Für sein Handeln bekommt er aber vielfach Zuspruch. Die Parallelen zu Sophie Scholl seien verantwortungslos, die Gleichsetzung mit dem Mitglied der studentischen Widerstandsgruppe »Weiße Rose« zur NS-Zeit sei beschämend, heißt es mehrheitlich in den Kommentaren.

Mittlerweile ist der Hashtag #JanaausKassel ein Trend auf Twitter. Der deutsche Comedian Oliver Pocher hat das Thema aufgegriffen und ähnlich adäquate Vergleiche von "Der Gazzeteur" geteilt.

Es ist nicht der erste Ausrutscher einer „Querdenkerin“, die ihre Situation mit dem NS-Regime vergleicht. Eine 11-Jährige erklärte, sie fühle sich wie Anna Frank, weil sie bei ihrer eigenen Geburtstagsfeier leise sein mussten, aus Angst vor einer Polizeikontrolle. Der Fall wurde auch von der Staatsanwaltschaft geprüft. Diese kam aber zum Schluss, dass keine hinreichten Anhaltspunkte für ein strafbares Verhalten vorliege. Der Polizeisprecher erklärte: „Nicht alles, was moralisch verwerflich ist, ist auch ein Straftatbestand.“ Folgen wird dieser Auftritt für die Familie dennoch haben. Die Stadt Pforzheim hat das Jugendamt eingeschaltet.

(bagre)

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