Gastkommentar

Endlich wieder: Home-Schooling!

"In der dritten Welle wiederhole ich dann die zweite Klasse". - "Dazwischen gemma Lutz".
"In der dritten Welle wiederhole ich dann die zweite Klasse". - "Dazwischen gemma Lutz".Peter Kufner
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Woche eins im zweiten Lockdown als Lehrer: Mit Schülern, die sich gegenseitig aus MS-Teams werfen, genervten Eltern in WhatsApp-Gruppen, EDV-Schulungen und Unterricht der eigenen neunjährigen Tochter. Ein „Lockbuch“.

Montag: Die am Wochenende schön vorbereiteten Wochenpläne werden kopiert, in der Erwartung, sie gleich an die Schüler verteilen zu dürfen – letzte Chance vor dem Lockdown!Über WhatsApp – eine den Lehrern eigentlich verbotene App – hagelt es elterliche Absagen zum heutigen Schulbesuch. Grundtenor: Zahlt sich nicht mehr aus! Nachmittag: Eine Onlinefortbildung zu MS-Teams, Microsofts Video- und Lernplattform. Prima, lerne ich dazu! Aber leider: Der Referent spricht in einer globalen Perspektive über die Wichtigkeit des Home-Schoolings, die Frage, wo ich in MS-Teams die Funktion finde, die das gegenseitige Rauswerfen aus dem Chat durch Schüler unterbindet, kann er mir nicht beantworten. Dafür erhalte ich einen wertvollen Tipp: Die Windows-Version von Teams ist besser als die Webversion!

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Dienstag: Erster Tag des Lernens auf MS-Teams. Ein Paradigmenwechsel, mehr noch als in den großen Städten. Hier im nördlichen Innviertel, wo das Land flacher wird, die Menschen wortkarg sind und das Internetkabel aus soliden Kupferdrähten besteht. Es formen sich erste Bilder. Verschlafene Schüler streicheln ihre Katzen, Mütter stolpern ins Bild, fragen lautstark, ob das Mikro eingeschaltet ist. Ein Erstklassler beschwert sich, dass er dauernd von anderen rausgeworfen wird – wo ist nur diese verdammte Funktion, die das unterbindet? Ein Vater meint, er hätte im ORF zwei junge Lehrer gesehen, die so cool mit ihren Schülern über Zoom chatten, warum so etwas nicht auch bei uns möglich ist. Nach drei Stunden, in denen ich verpixelten Kindern zugesehen und mit vielen Störungen zugehört habe, erinnere ich mich meiner Fortbildung. Vielleicht ist die Windows-Version von Teams ja doch besser? Flugs installiere ich sie auf meinen beiden privaten Notebooks, die in meinem privaten Büro stehen. Dazwischen kommen laufend Fragen via Mail oder (häufiger) dem den Lehrern verbotenen WhatsApp (erwähnte ich es schon?). 23 Uhr: Beide Notebooks haben die Biege gemacht und begrüßen mich mit Bluescreens und unverständlichen Fehlermeldungen. Ein illegal herbeigerufener befreundeter Informatiker lacht mich aus und meint, dass das halt ein bekannter Bug der Teams-Software wäre; warum ich nicht bei der Webanwendung geblieben wäre? Gegen 2 Uhr habe ich beide Notebooks neu aufgesetzt und die wichtigsten Treiber neu installiert.

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