Mein Dienstag

Ein Hauch von Normalität durch Geisterspiele

RB Leipzig - Basaksehir Istanbul / 20.10.2020 Leipzig, 20.10.2020, Red Bull Arena, Champions League, Matchday 1 , RB Le
RB Leipzig - Basaksehir Istanbul / 20.10.2020 Leipzig, 20.10.2020, Red Bull Arena, Champions League, Matchday 1 , RB Leimago images/Picture Point LE
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Es hat eine Weile gedauert, aber die fehlende Geräuschkulisse der Fans stört nicht mehr.

Sogar das Umschalten der Ampel ist zu hören. Sie wissen schon, unmittelbar vor dem Start eines Formel-1-Rennens, wenn die roten Lampen nacheinander aufleuchten, die Tafel dann schwarz wird und die Piloten losfahren. Klick, klick, klick . . . bei den ersten Malen war dieses Geräusch kaum zu ertragen. Wie die Zurufe von Trainern und Spielern bei einem Fußballspiel. Oder das Schimpfen eines Skifahrers nach der Ziellinie – dort, wo sonst nur der Applaus und Jubel der Tausenden Fans zu hören sind. Oder die Selbstgespräche der Tennisspieler, während sie auf den Aufschlag des Gegners warten.

So widersprüchlich das auch klingen mag, denn eigentlich bleibt durch den Wegfall der Fans und des Unterhaltungsprogramms für sie nur der Sport selbst übrig und könnte uneingeschränkt genossen werden, war es inmitten dieser Stille anfangs nicht leicht, sich auf das Spiel bzw. Rennen zu konzentrieren. Eine jahrzehntelange Konditionierung verschwindet eben nicht in wenigen Wochen. In wenigen Monaten aber offenbar schon. Denn mittlerweile, genau genommen seit der Partie Rafael Nadal gegen Alexander Zverev, beim ATP-Masters in Paris, ist dieses seltsam ungewohnte Gefühl verschwunden. Tennisspiele, Formel-1-Rennen und der alpine Ski-Weltcup machen wieder Spaß wie eh und je. Nicht einmal beim Fußball fehlt die Geräuschkulisse des Publikums, dabei spielen die Fans hier eine besonders große Rolle – begleiten sie doch oft jeden Spielzug mit teilweise einstudierten Chören, um ihre Mannschaft zu unterstützen und die gegnerische zu stören.

Ob es erneut einige Monate dauern wird, bis Zehntausende schreiende und singende Fans nicht mehr als störend empfunden werden? Oder braucht es nur einen Wimpernschlag, um sich wieder wie ein Fisch im Wasser zu fühlen? Denn irgendwann werden volle Stadien bestimmt wieder erlaubt sein, vielleicht schon bei der Europameisterschaft nächstes Jahr. Bis dahin sind es eben die ungeliebten Geisterspiele, die einen Hauch von Normalität in unsere Wohnzimmer bringen. Wenigstens in dieser Hinsicht wird die neue Normalität ihrem Namen gerecht.

E-Mails an: koeksal.baltaci@diepresse.com

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