Poesiegarten

Lyrik im Lockdown im Park

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Der Kulturgemeinderat von Maria Enzersdorf hat in einem ehemaligen Schlossgarten den ersten und einzigen Poesiepark Österreichs eingerichtet.

Die Poesie hat es nicht leicht in Zeiten von Corona. Gedichte vor einer Kamera zu lesen, ist eine Möglichkeit. In Maria Enzersdorf nahe Wien gibt es jetzt aber auch eine andere. Der für Kultur zuständige, findige Gemeinderat Horst Kies hat sich dazu etwas einfallen lassen.
Das Rathaus der Marktgemeinde besteht aus zwei Teilen: dem ehemaligen Kielmansegg-Schlössl und einem durch einen Glasgang im Obergeschoß verbundenen modernen Zubau. Geht man unter dem Verbindungsgang durch, gelangt man in eine barocke Parkanlage mit altem Baumbestand. Dass dieser Garten kaum wahrgenommen wurde, bedauerte der musische Gemeinderat. Er hatte auf einer Bürgerliste kandidiert und war ins Rathaus gewählt worden. Dort bot man ihm die Kultur als Aufgabenbereich an, weil er dort am wenigsten anrichten kann . . .

Romantiker um Hofbauer

2007 war das neue Amtshaus bezogen worden, seither ist der Park für die Öffentlichkeit zugänglich. Im Zentrum steht als Naturdenkmal eine jahrhundertealte Linde. Bei deren Anblick kann einem schon Wilhelm Müllers Gedicht „Der Lindenbaum“ in den Sinn kommen, das Schubert unvergleichlich vertont hat.
Obwohl der besungene Lindenbaum in der nahe gelegenen Hinterbrühl steht, ist die Assoziation nicht verkehrt. Gab es doch in Maria Enzersdorf zu Schuberts Zeiten einen Romantikerkreis, deren Kopf der 1888 heiliggesprochene Priester Klemens Maria Hofbauer (1751–1820) war. Zeugnis dieser Zeit ist der außerhalb des Ortsgebiets gelegene „Romantiker-Friedhof“, an dessen Ostmauer nicht nur der heilige Klemens Maria begraben wurde, sondern auch der Priester, Dichter und Dramatiker Zacharias Werner. Im Sommer vor seinem Tod im Jänner 1823 ging er im literarischen Salon der Familie Wagner im „Romantikerhaus“ in der Liechtensteinstraße 18 ein und aus.

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