Todesfall

Der Mann mit dem hängenden Lid: Komiker Karl Dall ist tot

Karl Dall 1983 in Berlin.
Karl Dall 1983 in Berlin.(c) imago images/teutopress (imago stock&people via www.imago-images.de)
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Hängendes Schlupflid, große Klappe und immer einen Kalauer parat: So kannte man den TV-Entertainer. Karl Dall starb mit 79 Jahren.

Der deutsche Komiker und Schauspieler Karl Dall ist am Montag im Alter von 79 Jahren gestorben. Er hatte sich von einem Schlaganfall, den er zwölf Tage zuvor erlitten hatte, nicht mehr erholt. Dall hatte erst kürzlich die Rolle eines Alt-Rockstars in der täglichen ARD-Serie "Rote Rosen" übernommen.

Im Rückblick auf sein Leben sagte er einmal, eigentlich habe er alles gemacht, was er nicht konnte. Er war Sänger, Entertainer, Fernsehmoderator, Bühnen-Komödiant und eben auch Schauspieler. Durchaus erfolgreich.

Begonnen hatte er seine Karriere mit der Gruppe Insterburg & Co. Später moderierte er als Blödelbarde und Kalauer-König im Fernsehen Talkshows, platzierte sich mit Schlagern wie "Diese Scheibe ist ein Hit" und "Millionen Frauen lieben mich" in den Charts und stand als Schauspieler in zumeist kleineren Rollen für diverse Komödien vor der Kamera. Eine eigene TV-Sendung wie einst die Formate "Dall-As" (1985-1991 auf RTL) und "Jux und Dallerei" (1992-1994) auf Sat.1 hatte der Entertainer seit längerem nicht mehr.

„Jeder wollte mal mit Dall am Tisch sitzen"

Hängendes Schlupflid, große Klappe und immer einen Kalauer parat: Mit schrägem Humor hat Komiker Karl Dall die Showwelt erobert. "Auge zu und durch" nannte er seine Autobiografie - und genau das dürften sich auch oft die prominenten Gäste seiner Talkshows wie "Dall-As" gesagt haben, wenn der TV-Humorist sie mal wieder rotzig provozierte und ordentlich austeilte. Erst sei er damit nicht beachtet, später verrissen und schließlich zum Kult erklärt worden, fasste er es selbst einmal zusammen. "Jeder wollte mal mit Dall am Tisch sitzen und sich verarschen lassen - wer da nicht dabei gewesen war, gehörte nicht in die Showbranche."

Mike Krüger, Sylvester Stallone Karl Dall im Juni 1988 in Der Große Preis (ZDF)
Mike Krüger, Sylvester Stallone Karl Dall im Juni 1988 in Der Große Preis (ZDF) (c) imago/teutopress (imago stock&people)

Der nach seinem Kollegen Otto Waalkes - wie er in Emden geboren - berühmteste Ostfriesen-Komiker feierte Erfolge auf der Bühne und im Fernsehen. Dabei sah es nach einer solchen Karriere bei ihm lange nicht aus. Einen Beamten wollten die Eltern aus ihm machen, das Lehrerkind selbst sah sich als Fotograf oder Kameramann. Nach dem vermasselten Schulabgang - in der zehnten Klasse brach er ab - platzten elterliche und eigene Träume. Dafür war er als Klassenclown bekannt: "Komisch fand ich mich nicht, aber alle haben über mich gelacht", erzählte er später mal.

Er, der als Kind wegen seiner Lidmuskelschwäche gehänselt wurde, machte das Beste daraus - und wurde Berufskomiker. Nach einer Schriftsetzer-Lehre und Gelegenheitsjobs traf er auf Liedermacher Ingo Insterburg, 1967 schlug die Geburtsstunde für die humoristisch-anarchistische Gruppe Insterburg & Co ("Ich liebte ein Mädchen"), die schnell zum Geheimtipp in der Studentenszene wurde. Bevor die Blödel-Truppe Ende der 70er auseinanderging, hatte Dall Kontakte zum Fernsehen geknüpft. Er brachte den "Musikladen" mit auf den Bildschirm, assistierte bei Rudi Carrells "Am laufenden Band" und spielte in "Verstehen Sie Spaß?" Telefonstreiche.

(APA)

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