Haftung

Verbraucherschützer wollen Online-Marktplätze an die Kandare nehmen

REUTERS
  • Drucken

Amazon ist auch Plattform für Drittanbieter. Mit denen hat man als Kunde oftmals so seine Probleme. Und Amazon lässt einen damit allein. Verbraucherschützer wollen Marktplätze strenger in die Pflicht nehmen.

Amazon ist mitunter ein großer Profiteur der Corona-Krise. Die Umsätze sind in schwindelerregende Höhen geschossen. Doch nicht nur Amazon profitiert, auch jene Händler, die als Drittanbieter ihre Waren auf dem Marktplatz anbieten. Für deren Angebote wollen Riesen wie Amazon aber im Streitfall keine Verantwortung übernehmen. Verbraucherschützer wollen das jetzt ändern.

Ein günstiges Angebot hier, ein unschlagbarer Preis da. Der Marktplatz auf Amazon ist ein Eldorado für Schnäppchenjäger. Doch viel zu oft bewahrheitet sich der Spruch "Wer billig kauft, kauft teuer". Nur weil die Produkte für europäische Kunden verfügbar sind, entsprechen sie nicht immer den Sicherheits- und Qualitätsanforderungen.

Bestes Beispiel dafür ist eine Stichprobe von europäischen Verbraucherorganisationen. 66 Prozent von 250 getesteten Rauchmeldern entsprachen nicht den europäischen Sicherheitsanforderungen. Vier davon reagierten erst gar nicht auf Rauch.

Den Verbraucherschützern zufolge ein exemplarisches Beispiel. Kunden werden im Streitfall dann von Amazon im Stich gelassen. Sie schieben die Verantwortung weiter. Gängige Argumentation: Wir sind nur der Marktplatz, für die Produkte tragen wir keine Verantwortung. Für Kunden sieht es anders aus, wie der Chef der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) erklärt: Verbraucher sagen: "Ich kaufe bei dem Online-Marktplatz", und nicht: "Ich kaufe bei einem Anbieter in China".

Neue Regelinitiative als Chance für den Binnenmarkt

Der VZBV sieht im sogenannten Digital Services Act (DSA), eine in diesem Jahr gestartete Regelinitiative der EU-Kommission als Chance. Die rechtlichen Rahmenbedingungen könnten dadurch im europäischen Binnenmarkt auf neue Beine gestellt werden. Immerhin ist die aktuelle Richtlinie aus 2001. Das Kaufverhalten habe sich in den letzten zwei Dekaden aber deutlich geändert.

Diese neue Richtlinie sieht vor, dass Branchengrößen wie eben Amazon, Facebook, Google und Co. stärker an die Kandare genommen werden sollen. Reglementierungen seien dringend notwendig, so der Konsens.

Wünschenswert wäre wohl auch, wenn nicht der Kunde haftet, wenn er auf einer ebensolchen Plattform ein Plagiat unwissentlich kauft. Ein Blick auf Amazon zeigt, dass die Suche nach einem Office-2019-Paket zu einem Spießroutenlauf für den Konsumenten wird. Mit offizieller Lizenz werben alle - vom seriösen Anbieter bis zum Betrüger. Meist sind der unschlagbare Preis und die Kommentare ein Indiz für eine Produktfälschung. Leichter wird aber der Online-Kauf wahrlich nicht.

>>> Handelsblatt

(bagre)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.