Frauenmagazin

Die "Wienerin" orientiert sich um und bekommt eine neue Führung

(c) Wienerin
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Das traditionsreiche Frauenmagazin geht ungewohnte Wege und fokussiert thematisch auf Gesundheit und Finanzen. Barbara Haas gibt die Chefredaktion ab, ihre bisherige Stellvertreterin Birgit Brieber übernimmt. Das Team komplettieren erstmals seit 23 Jahren zwei Männer.

Ein überraschend großer Umbau steht in Österreichs einzigem Frauenmonatsmagazin „Wienerin“ an. Ein neues Team übernimmt ab 1. Jänner die Führung, darunter sind erstmals seit fast 25 Jahren zwei Männer. Barbara Haas, seit 2014 Chefredakteurin, gibt ihre Führungsposition aus persönlichen Gründen auf, zwei Frauen aus dem bisherigen Chefinnen-Trio werden ersetzt. Nach einer Covid-bedingten Zwangspause von April bis August, in der das gedruckte Monatsmagazin vier Mal nicht erschienen ist, war das Team vor allem aus wirtschaftlichen Gründen gefordert, sich eine inhaltliche Neuausrichtung zu geben. Das Heft kam optisch wie inhaltlich runderneuert und mit neuen Kolumnistinnen wie der Bloggerin Christl Clear, der Sex-Kolumnistin Theresa Lachner und der Wiener Genderexpertin Marita Haas aus der Covid-Pause zurück.

Und doch verlagert die Marke „Wienerin" ab 2021 ihren Schwerpunkt und konzentriert sich nun auf Gesundheitsthemen und Finanztipps für Frauen. Wie Robert Langenberger, der zuständige Geschäftsführer des Styria Lifestyle Clusters, der „Presse“ bestätigt, wird das „Wienerin“-Portal zu einer Frauengesundheitsseite (der Name bleibt aber), die mehr oder weniger monothematisch die Themen Körper und Gesundheit behandelt. Der Erlös der „Wienerin“ kommt noch immer zu 85 bis 95 Prozent aus dem Werbemarkt, wie Langenberger Ende Oktober auch in einem „Horizont”-Interview betonte. Nun wolle man thematisch neue Felder erschließen und damit neue Kunden erreichen, erklärt er.

Mit der inhaltlichen Neuausrichtung geht auch eine personelle einher, eine neue Mannschaft rückt auf, was zum Teil durchaus wörtlich gemeint ist: Birgit Brieber, bisher Vize-Chefin und zuständig für den Beauty- und Gesundheitsbereich, wird neue Chefredakteurin, Textchef Ljubisa Buzic ihr Stellvertreter. Fabian Zerche, zuletzt Portalmanager der Sportwebseite Spox.com wird Performancemanager im gesamten Lifestyle-Cluster und u.a. für die SEO-Optimierung aller Marken zuständig sein. Barbara Haas bleibt dem Printmagazin als Ressortleiterin für die Bereiche Wien, Zeitgeist sowie das neue Ressort Finanzen und Start-ups erhalten. Sie wird auch weiterhin Gastgeberin des wöchentlichen „Wienerin"-Podcasts sein.

Feminismus verkauft sich schlecht

Die „Wienerin“ wurde 1986 von Unternehmer und Werber Hans Schmid gegründet und ist seit 2005 im Eigentum der Styria Media Group (wie „Kleine Zeitung“ und „Presse") und gehört heute zum Lifestyle-Sektor des Verlages (wie u.a. ichkoche.at und die „Diva"). Sieben Jahre nach der Geburtsstunde des „Wiener“, an dem sich Schmid mit seinem Metro Verlag kurz nach der Gründung auch beteiligt hatte, war die Zeit gekommen, dem Zeitgeist-Magazin für Männer einen entsprechenden Frauentitel dazuzustellen.

Die erste Chefredakteurin war Journalistin Marga Swoboda (1955-2013), später führten u.a. nach den Chefredakteuren Wolfgang Höllrigl und Andreas Wollinger die Journalistinnen Veronika Pelikan, Karen Müller, Daniela Schuster und Sylvia M. Steinitz das Heft.

In den vergangenen Jahren hat sich die „Wienerin“ vor allem um feministische Themen und die Selbstbestimmung von Frauen in Beruf, Partnerschaft und mit dem eigenen Körper gewidmet. Dazu wurden stimmige Publikum-Events wie der „Gründerinnentag“ und die „Aufstand“-Konferenz etabliert. Nun will man einen anderen Weg gehen. Selbstbestimmung bleibt im Gesundheitsbereich zwar Kernthema, die wenig werberelevante Gesellschaftspolitik wird nun aber vernachlässigt.

Wirtschaftlich wird es für das neue, in großen Teilen alte Team nicht einfacher. Mehrere Stellen wurden im gesamten Lifestyle-Cluster gestrichen, bis 31.12. wird ein Sozialplan für jene Mitarbeiterinnen verhandelt, deren Posten eingespart werden.

Der ursprüngliche Artikel wurde aktualisiert und um eine Stellungnahme von Robert Langenberger ergänzt. Korrigiert wurde, dass Fabian Zerche nicht Portalmanager der neuen Frauengesundheitsseite wird, sondern Perfomancemanager im Lifestyle-Cluster und damit zuständig für alle Marken.

(red./awa)

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