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Coronavirus-Impfung startet mit Seniorenaktion

APA/HERBERT NEUBAUER
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In drei Phasen will Gesundheitsminister Anschober die Österreicher mit dem Schutz gegen das Coronavirus ausstatten. Ein Start im Jänner, vielleicht sogar schon im Dezember wird angepeilt.

„Es schaut trüb aus“, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober zu Beginn seiner Pressekonferenz am Dienstag. Damit meinte er freilich das Wiener Wetter, wenngleich ihm auch die Coronasituation in den Spitälern mit erstmals mehr als 700 Intensivpatienten Grund zur Sorge bereitet. Aber es gibt auch Positives vom Kampf gegen das Virus zu berichten: Nicht nur, dass die Erkrankungszahlen zurückgehen, auch die Zulassung von Impfstoffen dürfte bald bevorstehen.

„Ich weiß noch, wie mich manche groß angeschaut haben im September“, erklärte Anschober. Damals hatte er von möglichen ersten Impfungen im Jänner 2021 gesprochen. Ebendies sei nun „absolut realistisch“, meinte der Grün-Politiker. Ja, vielleicht könne man sogar schon im Dezember beginnen. Doch der Impfstoff wird auf Raten kommen, wer soll also wann den Zugang bekommen? So sieht der Plan aus, den Anschober zusammen mit seinen Experten am Dienstag präsentierte.

Phase 1: Altersheim first

In der ersten Phase ab Jänner werde man bei der Gruppe der über 65-Jährigen beginnen, sagte Anschober. Die erste große Zielgruppe seien dabei die Bewohner von Pflegeheimen sowie die dort tätigen Mitarbeiter. Überdies sollen generell das Personal in Gesundheitsberufen sowie Personen mit Vorerkrankungen den Impfschutz in der ersten Phase erhalten.

„Im Idealfall kann im Jänner, Februar eine Million Dosen für den österreichischen Markt zur Verfügung stehen“, meinte Clemens Martin Auer, Covid-Sonderbeauftragter im Ministerium. Da man aber zwei Teilimpfungen benötigt, würde dies zunächst einmal nur für 500.000 Menschen reichen.

Phase 2: Spritze fürs System

Die Phase zwei soll zeitlich im März und April angesiedelt sein. Dafür rechnet man mit zwei Millionen Dosen, die für eine Million Menschen reichen sollen. Neben noch zu impfenden über 65-Jährigen sollen nun auch Personen in den zur Systemerhaltung wichtigen Berufen zum Zug kommen. Also etwa, wenn sie im Bereich Infrastruktur, Justiz, Sicherheit, Schulen oder anderen Bildungseinrichtungen tätig sind.

Phase 3: Schutz für alle

Im zweiten Quartal, idealerweise ab April, sollen dann alle Bevölkerungsgruppen Zugang zum Impfstoff erhalten können. Dann wird es auch groß angelegte Impfaktionen geben, etwa in Betrieben oder durch Impfstraßen. All dies soll die Menschen motivieren, den Virusschutz anzunehmen. In dieser Phase hofft man bereits, einen Impfstoff zur Verfügung zu haben, der nicht bei minus 80 Grad gelagert werden muss. Damit wäre auch der Weg, sich bei seinem Hausarzt impfen zu lassen, offen.

Keine Qual der Wahl

Die Impfstoffe kaufen die EU-Staaten gemeinsam. Ein Umstand, der laut Auer auch aus rechtlichen Gründen wichtig war. Denn durch das gemeinsame Auftreten konnte man das Ansinnen von Pharma-Firmen, ihre Haftung für Impfstoffe in Verhandlungen auf die Staaten abzuwälzen, verhindern. 70 Prozent aller Impfstoffe weltweit werden laut Auer zudem aus Europa kommen. Astra Zeneca soll sechs Millionen Dosen nach Österreich liefern, Biontech/Pfizer 3,5 Millionen, Curevac drei Millionen, Johnson & Johnson 2,5 Millionen und Sanofi 1,5 Millionen.

Manche Impfstoffe fußen auf neuer, manche auf altbekannter Technologie. Sich in der Anfangszeit aus Angst vor neuer Technologie einen bestimmten Impfstoff auszusuchen, wird es aber nicht spielen. Es sei wichtig, jenen Impfstoff zu nützen, der bereits zugelassen ist und geliefert wird, erläuterte Maria Paulke-Korinek, die Leiterin der Impfabteilung im Ministerium. Denn je eher man Menschen impfe, umso mehr Todesfälle seien dank der Impfung zu verhindern. Jeder Tag früher könne dabei entscheidend sein.

Das Leben nach der Impfung

Auch wenn der Impfschutz das zentrale Instrument im Kampf gegen die Pandemie darstellt, wird die Rückkehr zur Normalität noch dauern. Es werde „nicht alles von heute auf morgen anders werden“, machte Auer klar. „Im Jänner wird nicht alles möglich sein.“

Einmal mehr betonte Rudolf Anschober, dass die Impfung auf Freiwilligkeit beruhen werde. Unklar ist noch, ob Impfverweigerer im Alltag mit Einschränkungen rechnen müssen. Die australische Fluglinie Qantas erklärte bereits, nur noch geimpfte Passagiere mitzunehmen. Wäre es also auch in Austria denkbar, dass Geimpfte z. B. leichter auf Veranstaltungen gehen dürfen als andere? Dem Minister kommt diese Frage zu früh: „So weit sind wir noch nicht“, antwortete er.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.11.2020)

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