Heimarbeit

Die Arbeiterkammer will ein Home-Office–Gesetz

Home-Office ist der Arbeitsalltag vieler Menschen weltweit während der Covid-Pandemie.
Home-Office ist der Arbeitsalltag vieler Menschen weltweit während der Covid-Pandemie.APA/AFP/LOIC VENANCE
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40 Prozent der Beschäftigten haben in diesem Jahr bereits von zu Hause gearbeitet. In Sachen Ausstattung greift man häufig auf eigene Anschaffungen zurück. Statt sich krank zu melden, ziehen es viele vor, zu arbeiten – daheim.

Home-Office – noch vor einem Jahr war das für die meisten Arbeitnehmer eine große Unbekannte. Und für viele Arbeitgeber wohl so etwas wie ein Schreckgespenst. Denn wer zu Hause arbeitet, muss nicht nur über ein gewisses Maß an Selbstorganisation verfügen, sondern entzieht sich auch noch den Blicken des Chefs.

Coronabedingt haben in diesem Jahr inzwischen schon 40 Prozent der Beschäftigten von zu Hause aus gearbeitet, wie eine im Oktober (also noch vor dem zweiten Lockdown) durchgeführte Umfrage des Marktforschungsinstituts Ifes im Auftrag der Arbeiterkammer (AK) zeigt. Und von diesen Befragten gingen 15 Prozent ihrer beruflichen Tätigkeit beinahe ununterbrochen in den eigenen vier Wänden nach. Immerhin fast jeder Zweite fand den Weg zurück ins Büro oder arbeitete nur in Ausnahmefällen daheim. Im Frühjahr pilgerte eine Minderheit an den eigentlichen Arbeitsplatz. „Wir gehen davon aus, dass das jetzt wieder so ist“, sagt Ifes-Geschäftsführerin Eva Zeglovits. Dabei sagten im Oktober 85 Prozent, dass in ihrem Beruf kein Home-Office möglich sei.

Ausstattung zu Hause mangelhaft

Was sich seit dem Frühjahr nicht geändert hat, sind die Probleme bei der Ausstattung im Home-Office. Im Oktober nutzten zwar 94 Prozent der Befragten eine Internetverbindung, nur ein verschwindend geringer Anteil bekommt den Zugang jedoch vom Arbeitgeber gestellt. Im Frühjahr war das nicht wirklich anders. Einen richtigen Schreibtischsessel haben inzwischen zwar etwas mehr als die Hälfte, doch 88 Prozent nutzen ihr privates Mobiliar. Bei Schreibtischen und Druckern ist das Bild ähnlich. Selbst Laptops gab es nur in 46 Prozent der Fälle vom Arbeitgeber. Wobei eines auffällt: Männer sind besser ausgerüstet als Frauen.

Die Arbeiterkammer will deshalb Druck bei den Verhandlungen mit dem Ministerium und den Arbeitgebern in Sachen Home-Office machen. Im Herbst verkündete ÖVP-Arbeitsministerin Christine Aschbacher, bis März 2021 konkrete Home-Office-Regelungen präsentieren zu wollen. Im Dezember wird es im Ministerium ein Treffen mit den Sozialpartnern geben. Die AK will jedoch ein Gesetz, und am besten bis Jahresende. AK-Chefin Renate Anderl: „Home-Office ist kein rechtsfreier Raum.“

Fünf Gesprächsrunden hat es laut AK zu dem Thema bereits gegeben. „Aber es gibt hier unterschiedliche Zugänge, was wir uns, was sich das Ministerium und was sich die Arbeitgeber wünschen“, so Anderl. Die AK-Chefin hält eine Einigung noch heuer für möglich, so man sich dahinterklemme. Es geht der AK dabei nicht nur um die Frage, ob Home-Office auf Freiwilligkeit beruhen soll (wobei man sich hier mit den Arbeitgebern einig ist). Sondern auch darum, wie etwaige Mehrkosten abzudecken sind. Auch Unfallversicherung und Arbeitszeitgesetz spielen eine Rolle.

Wer rund um die Uhr zu Hause sitzt, der ist theoretisch zu jeder Zeit verfügbar. In der Ifes-Umfrage gaben 44 Prozent an, für den Arbeitgeber erreichbar zu sein, selbst außerhalb der Arbeitszeit. Mehr als die Hälfte schafft es aber, sich nach Feierabend abzugrenzen.
Im Krankheitsfall scheint es mit dem Ziehen von Grenzen zu hapern: Mehr als die Hälfte arbeitet nämlich eher von zu Hause, als in den Krankenstand zu gehen, selbst wenn das körperliche Wohlbefinden beeinträchtigt ist. Vor allem Frauen mit Kindern und Haushaltsaufgaben: 61 Prozent gehen krank ihrem Job weiterhin nach. Bei den Vätern sind es 51 Prozent.

Home-Office statt Pflegetag

„Wir wissen, dass der Krankenstand etwas ist, bei dem man im Home-Office dazu neigt, eher zu arbeiten, statt sich krankzumelden“, sagt Ifes-Chefin Zeglovits. Da spielt die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes ebenso eine Rolle wie die Kollegen, denen man Mehrarbeit aufbürden würde. AK-Präsidentin Anderl vermutet, dass der Grund auch in der Pandemie zu suchen ist. In Zeiten wie diesen sei es schwer, einen neuen Job zu finden. Vor allem für Frauen mit Kindern. Sind nicht die Eltern krank, sondern der Nachwuchs, besteht die Möglichkeit der Pflegefreistellung zum Zweck der Betreuung. Ganze 60 Prozent der Arbeitnehmer arbeiten aber trotzdem – nur eben von zu Hause. Vor allem Frauen unter 40 Jahren. Ein Umstand, den Anderl als „erschütternd“ bezeichnet. (nst)

(nst)

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