Der Kabarettist inszeniert „Figaros Hochzeit“ und versetzt den Plot in ein heutiges Firmengeflecht. Was sein Bühnenbild mit „MA 2412“ zu tun hat, warum er nicht mit Mozart um Pointen kämpft und Liebe immer siegen muss.
Die Presse: Haben Sie sich, wenn Sie früher in Ihrem Stammlokal, dem Café Drechsler, gesessen sind, schon einmal nebenan ins Theater an der Wien geträumt und gedacht: Hier könnte ich doch einmal etwas machen?
Alfred Dorfer: Nein. Die Idee, jemals Opernregie zu machen, die hatte ich nie. Schon aus Respekt vor dem Genre. Die meisten in meinem Fach haben eine große Hochachtung vor der Oper. Was den Aufwand betrifft, sind wir Kabarettisten ja am ganz anderen Ende der Skala: Unsere Kunst besteht darin, dass ein Mensch auf einer leeren Bühne eine Welt entstehen lässt. Die Komplexität der Herstellung und der Zusammenführung der verschiedensten Ebenen in der Oper ringt uns Respekt ab.
Jetzt inszenieren Sie ausgerechnet Mozarts „Figaro“, der für Regisseure als die schwierigste aller Opern gilt.
Dass ich das machen darf, ehrt mich – und ich weiß genau, dass ich zu einem Teil auch scheitern muss. Der „Figaro“ ist deshalb so schwierig, weil die Handlung komplex bis unübersichtlich ist. Die Balance zwischen Komik und Tiefgang macht ihn rein technisch schwierig. Und jetzt in Coronazeiten war alles noch schwieriger.
Dazu kommt wohl, dass man sich beim „Figaro“ als Regisseur das komödiantische Timing nicht aussuchen kann. Wann eine Tür aufgeht, wann eine Figur eine andere erblickt, das haben Mozart und der Librettist Da Ponte ganz genau in der Partitur vorgegeben. Mussten Sie mit den beiden um die Pointen kämpfen?
Nein, überhaupt nicht. Seitdem ich nach einigem Zögern zugesagt habe, war mein Ziel, dass ich immer beim Stück bleibe. Weil ich kaum etwas ärgerlicher finde in der Oper als dumme Regie-Ideen.