Kurzzeitwohnen

Ausweichquartier für den Familienurlaub

Mit Abstand und Maske: Zwischenstopp im Serviced Apartement.
Mit Abstand und Maske: Zwischenstopp im Serviced Apartement.(c) Getty Images/iStockphoto
  • Drucken

Durch die Pandemie ergeben sich für Serviced Apartments neben den bekannten Zielgruppen auch neue Nutzer: von Home-Office-Suchenden über Gesundheitstouristen bis zu „Coronaflüchtlingen“.

Anstelle unserer Businessgäste und Projektgruppen wohnt bei uns gerade eine sehr bunte Mischung an Gästen“, schildert Tim Düysen, CMO der Hotelkette Living Hotels, die in deutschen Städten und auch in Wien Serviced Apartments anbietet. „Studenten und Auszubildende, frisch Getrennte, Weltenbummler, die nicht weiterfliegen können, Wohnungssuchende, die keine Wohnung finden.“

Neue Preisgestaltung

Immer wieder beherberge man auch jene, die die Pandemie lieber in Deutschland oder Österreich verbringen würden: „Besonders aus England, Indien und China kommen vermehrt Anfragen“, sagt Düysen. Auch Gesundheitstouristen, die für eine spezielle medizinische Behandlung reisen, sind unter den Bewohnern – in Wien vermehrt aus Russland oder Rumänien. Wieder andere – deren Zuhause im Lockdown doch etwas überstrapaziert wird – nehmen die Apartments auch als ausgegliedertes Home-Office in Anspruch – oder gönnen sich einfach ein wenig Privatsphäre.

Möglich wird das durch eine entsprechende Preisgestaltung, erklärt Düysen: „Mit den Vor-Corona-Verhältnissen haben die derzeitigen Preise wenig zu tun.“ Teilweise liegen diese bei rund 30 Prozent der üblichen Raten. Da leiste man sich auch einmal das sonst Unleistbare: „Für viele Menschen ist zum Beispiel eine Maisonette ja ein echter Traum, der oftmals nicht leistbar ist. Wir haben in allen Häusern Maisonette-Apartments, die man sich gerade jetzt vielleicht auch deshalb gern leistet, um sich etwas Gutes zu tun – und bei uns ist die Maisonette eben auch bezahlbar.“

Beim Anbieter Vienna Residence seien Businessreisende nach wie vor die größte Zielgruppe, erzählt Geschäftsführer Markus Müllegger, daran habe sich auch während Corona nicht allzu viel geändert. Obwohl auch die Preise bei Vienna Residence niedriger sind als vor der Coronapandemie, so doch nicht so viel wie bei den Living Hotels, man liege bei etwa zehn bis 20 Prozent unter dem Normalpreis. Raten beginnen immer noch bei 1400 Euro im Monat. „Natürlich gibt es den einen oder anderen Vice President, der sich eine Suite als Home-Office nimmt, das ist aber eher die Ausnahme“, sagt Müllegger. Im ersten Lockdown sei das noch öfter vorgekommen, doch dieser sei kürzer, absehbarer. Auch an den nachgefragten Lagen hat sich laut Müllegger kaum etwas geändert: „Am wichtigsten ist nach wie vor die Entfernung von der Firma. Aber auch die Innenstadtlagen sind ungebrochen beliebt – schließlich ist es schön, wenn man fast allein über den Graben spazieren kann.“ Mieter bleiben meist mehrere Monate, sodass der Lockdown als Phase gesehen wird, die sich wieder ändert.

Große Unternehmen, deren Projekte trotz Lockdown abgewickelt werden, legen den Mitarbeitern mitunter strenge Quarantänebedingungen auf. „Dem kommt unser Konzept natürlich entgegen“, erklärt Mühlegger, „denn alles geht völlig kontaktlos. Man bucht online, bekommt einen Code und kann das Apartment sofort beziehen.“ Das Fehlen von menschlichem Kontakt wird also plötzlich zum Asset.

Auf das verstärkte Sicherheitsbedürfnis gehen die Anbieter unterschiedlich ein: Unter anderem steht bei Living Hotels etwa neben einem Desinfektionsspender auch ein Temperaturscanner im Eingangsbereich zur Verfügung, Zimmer werden regelmäßig desinfiziert, Schlüssel, Fernbedienungen und Ähnliches mittels UV-Desinfektion gereinigt. Mitarbeiter werden regelmäßig getestet. Mangels Rezeption und Schlüssel fallen diese Maßnahmen bei Vienna Residence weg, hier achte man vor allem auf die gründliche Reinigung unter Einhaltung aller Sicherheitsstandards, zwischen den Belegungen werde möglichst viel zeitlicher Abstand gelassen.

Zwischenreinigungen können auch abbestellt werden, dann betrete überhaupt niemand das Apartment außer dem Mieter selbst. Optionale Dienstleistungen wie Wäsche-, Bügel- oder auch Einkaufsservice werden derzeit eher wenig genutzt.

Stille Nacht, reinliche Nacht

Bei den Living Hotels bereitet man sich übrigens bereits auf ein verändertes Weihnachtsgeschäft vor: „Jetzt zu Weihnachten wird es vermutlich so sein – sofern das von den jeweiligen Regierungen genehmigt ist –, dass Familien zusammenkommen können, die Verwandten aber nicht in der Wohnung der Eltern oder Kinder schlafen, sondern im Serviced Apartment übernachten werden.“ Ein Modell, das der eine oder andere vielleicht auch nach Corona beibehalten wird.

Information

Serviced Appartements – kleine, betreute Wohnungen – werden in der Regel von Businesskunden, Auslandsstudenten oder Expats genutzt, auch Gesundheitstouristen oder Langzeiturlauber, die für mehrere Wochen oder Monate bleiben, gehören dazu. Durch den pandemiebedingten Wegfall von Hotelzimmern und die günstigeren Preise werden neue Nutzungsmöglichkeiten ausprobiert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.11.2020)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Cover Luxury Living
Zum Durchblättern

"Luxury Living" vom 03. Oktober 2020

Hier finden Sie die gesamte Ausgabe des aktuellen "Luxury Living"-Magazins der „Presse“ zum Durchblättern.
Chalet-Resort in St. Lambrecht. Zwölf davon sind noch zu haben.
Chalets

Winterwohnsitze mit sicherem Abstand zu den Nachbarn

Immer schon eine beliebte Alternative zum Hotel, sind sie es heuer ganz besonders.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.