Hypo Alpe: Halbe Mrd. Verlust, Klage gegen Ex-Führung

HYPO GROUP Alpe Adria, Filiale Wien  Photo: Michaela Bruckberger
HYPO GROUP Alpe Adria, Filiale Wien Photo: Michaela Bruckberger(c) (Michaela Bruckberger)
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Die Hypo Group Alpe Adria muss im ersten Halbjahr 503 Millionen Euro, vor einem Jahr waren es nur 147,7 Millionen Verlust. Im September werden die ersten Schadenersatzklagen gegen Ex-Führungskräfte eingebracht.

Die Hypo Group Alpe Adria ist sechs Monate nach ihrer Notverstaatlichung tief in den roten Zahlen. Die Bilanzvorsorgen für faule Kredite sind massiv gestiegen. Für das erste Halbjahr meldete die Bank einen Vorsteuerverlust von 449 Millionen Euro, Mitte 2009 waren es noch 84 Millionen Euro. Unterm Strich bilanziert das Institut zum Halbjahr mit einem Konzern-Nettoverlust von 502,9 Millionen Euro, in den ersten sechs Monaten 2009 summierte sich der Nettoverlust auf 147,7 Millionen Euro.

8,27 Milliarden Euro Müllkredite

Die faulen Kredite (non performing loans, NPLs) - vor allem in Südosteuropa - haben im ersten Halbjahr 2010 rund 8,27 Milliarden Euro erreicht. Das entspricht einer Zunahme von rund 1,3 Milliarden Euro seit Jahresbeginn. Zusätzlich stehen noch vier Milliarden unter "Beobachtung", sind also gefährdet, bald ebenfalls als "non performing" eingestuft zu werden.

Zwar erwartet die Bank, dass sich das NPL-Portfolio im zweiten Halbjahr "stabilisieren" wird. Definitiv verringern wird sich der Wert aber später - denn ein Kunde muss mindestens sechs Monate seinen Kredit tilgen, um wieder als "performing" eingestuft zu werden.

Die Vorsorgen für Kreditrisiken lagen mit 667 Millionen Euro um über 90 Prozent über den 349 Millionen des ersten Halbjahres 2009.

Gesamt 35,5 Milliarden Euro Forderungen

Insgesamt hat die Hypo Forderungen an Kreditinstitute und Kunden in Höhe von rund 35,5 Milliarden Euro offen, etwas mehr als die rund 34,2 Milliarden zum Halbjahr 2009. Dem gegenüber stehen knapp 30,5 Milliarden Euro an Verbindlichkeiten. Die Eigenmittelquote (Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapitals) liegt zum Stichtag 30.Juni bei 10,6 Prozent, vor einem halben Jahr waren es 9,9 Prozent. Die Kernkapitalquote hat sich ebenfalls von 7,2 auf 7,9 Prozent verbessert.

Hypo braucht kein weiteres Geld vom Staat

Im Juni sind der Hypo neuerlich 450 Mllionen Euro Staatskapital zugeflossen, wieder über die Zeichnung von Partizipationskapital (praktisch stimmrechtslose Aktien). Ein Altaktionär steuerte weitere 150 Millionen PS-Kapital bei. Damit summiert sich das PS-Kapital gesamt auf 1,560 Milliarden Euro. "Wir haben eine ausreichende Kapitaldecke", sagte Kranebitter.

2010 soll positiv abgeschlossen werden

Der neue Vorstand unter Gottwald Kranebitter bleibt bei seinem Ziel, im Jahr 2011 ausgeglichen abschließen zu wollen. Wie die Bank heute mitteilte, sei es trotz der schwierigen Rahmenbedingungen im ersten Halbjahr gelungen, die Zahl der Kunden bei 1,2 Millionen zu stabilisieren. "Wir erwarten 2011 im Ergebnis die Null-Linie, das Ende der Verlustsituation. Wir gehen davon aus, dass die bisher erbrachten Leistungen ausreichen."

Dass sich der Verlust im Gesamtjahr 2010 von der halben Milliarde bis Juni auf eine Milliarde verdoppeln wird, werde nicht der Fall sein. Aus der Prognose für die Kreditrisikovorsorgen und Wertberichtigungen - die im Gesamtjahr rund eine Milliarde betragen dürften - leite sich aber ab, dass die Bank im Gesamtjahr noch einen "deutlichen Verlust" erleiden werde.

Hypo stellt "Mehrwert" dar

Im EU-Behilfeverfahren ist es gerade an der Hypo, Fragen an Brüssel zu beantworten. Die Hypo habe dabei darzustellen, dass sie auch als geschrumpfte Bank im Markt besteht, laut Kranebitter habe sie ihren "Mehrwert" unter Beweis zu stellen. Part Brüssels sei es, Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden, Beihilfeempfänger zu "bestrafen", wie der Banker es ausdrückt. Die Bank wird ihr Engagement in Italien, Montenegro sowie anderen Auslandstöchtern verkaufen oder zurückschrauben. Festhalten will die Kärntner Hypo hingegen an den Töchtern in Slowenien, Kroatien, Serbien und Bosnien.

Klagen gegen Ex-Führungskräfte

Der neue Hypo-Chef Gottwald Kranebitter hat am Freitag bekanntgegeben, im Monat September erste Schadenersatzklagen einzubringen "gegen jene, die der Bank Schaden zugefügt haben". Eine Handvoll von Klagen - also fünf - seien praktisch fertig. Ziel sei es, die ersten Klagen in den nächsten Wochen bei den zuständigen Gerichten einzubringen. Beginnen will Kranebitter mit seinen Anwälten mit geringeren und sicher nicht medienwirksamen Beträgen, insgesamt sollen sich die Ansprüche am Schluss aber auf einen "guten dreistelligen Millionenbetrag" summieren.  Ab Mitte 2011 hofft Kranebitter auch mit diesem Part der Vergangenheitsbewältigung fertig zu sein.

Noch keine konkreten Namen

Auf Fragen nach den Beklagten bzw. ob konkret schon der in U-Haft sitzende Ex-Chef Wolfgang Kulterer darunter ist, blieb Kranebitter die Antworten schuldig, auch, so sein Argument, um Ansprüche nicht zu gefährden. Zu Einzelpersonen werde er auch generell keine Auskunft geben, so der Hypo-Boss.

Neben vorsätzlichen Schädigungen gehe es in der gesamten Hypo-Causa um Betrug und Untreue als Straftatbestände. Und es stünden immer wieder grobe Pflichtverletzungen im Raum. Die würden in erster Linie ehemaligen Geschäftsleitern bzw. Vorständen zur Last gelegt. "Daher wird sich in diesem Bereich ein möglicher Anspruch in erster Linie gegen diesen Personenbereich richten."

Der Verdacht liegt nahe, dass es unter anderem auch um die 300 Millionen Euro gehen wird, die der Hypo "entzogen" wurden, wie Die Presse Mitte August berichtete.

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:

Hypo Alpe Adria1. HJ
Veränderung
20102009in Mio. €in %Zinsüberschuss446,70389,8056,9014,60Provisionsertrag55,7060,20-4,50-7,48Handelsergebnis15,7027,80-12,10-43,53Betriebsertrag483,40543,60-60,20-11,07Kreditvorsorgen667,10349,10318,0091,09Ergebnis operativ-454,20-71,70-382,50533,47Ergebnis vor Steuer-449,40-83,90-365,50435,64Nettoergebnis-502,90-147,70-355,20240,49nach Minderheiten-489,90-162,10-327,80202,22

(Ag./Red)

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