Helmut Fallmann
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Helmut Fallmann: „Wir wollen echtes Unternehmertum fördern“

Expertentalk. Der Vorstand und Mitgründer der Digital-Schmiede Fabasoft, Helmut Fallmann, über Lösungen für den digitalen Wandel während Corona und welche dominante Rolle dem Bereich F&E in seinem Unternehmen zukommt.

Die österreichische Bevölkerung musste auf Regierungsbeschluss in den Corona-Lockdown. Wie erleben Sie diese außergewöhnliche Situation?

Vor zwanzig Jahren hätte Selbstisolation tatsächlich totale Abschottung bedeutet. Heute ist es ein Segen, dass der Austausch von Informationen in die digitale Ebene verlagert werden kann. Das alles ermöglichen Cloud-Services, mit denen man trotz herausfordernder Situationen wie einer weltweiten Pandemie weiter operieren kann. Die Services von Cloud­Unternehmen wie Fabasoft lagen schon zuvor im Trend der Digitalisierung, aber Covid-19 hat das Arbeiten in der Datenwolke seither auch für die letzten Zweifler zur Selbstverständlichkeit gemacht.

Was kann man sich unter diesen Services vorstellen?

Verantwortliche der Ars Electronica, Sinnbild für digitale Technik in der Landeshauptstadt, sind Teil einer Expertengruppe von Politikern, Wissenschaftlern und Industrievertretern, die die Eckpunkte des Bildungsprojekts Digitale Universität Linz abklären.
Verantwortliche der Ars Electronica, Sinnbild für digitale Technik in der Landeshauptstadt, sind Teil einer Expertengruppe von Politikern, Wissenschaftlern und Industrievertretern, die die Eckpunkte des Bildungsprojekts Digitale Universität Linz abklären.Robert Bauernhansl

Unsere Stärke ist es, Geschäftsprozesse zu digitalisieren. Stellen Sie sich nur vor, wie Homeoffice zu bewältigen wäre, wenn die notwendigen Arbeitsunterlagen in Papierstapeln im Büro liegen würden. Und selbst in einem Umfeld mit digitalen Daten ist es oft sehr herausfordernd, schnell und effizient die richtigen Inhalte zu finden. Sprich: Digitalisierung ist nicht getan mit dem Abspeichern von Inhalten. Digitalisierung kann erst dann ihre Stärken ausspielen, wenn damit auch Geschäftsprozesse effizienter werden. Lassen Sie es mich anhand von zwei Beispielen erklären: Fabasoft Approve ist zugeschnitten für das technische Daten- und Dokumentationsmanagement im Maschinen- und Anlagenbau, Fabasoft Contracts eine Lösung für Vertragsmanagement.Wie sehen Sie in Ihrer Branche die Diskussionen rund um Datenschutz und Cybersecurity?

In der Europäischen Union rückt die Cloud-Industrie immer stärker zusammen. Mit einem eigens ausgearbeiteten „Code of Conduct“ bringt die Branche ihr Verständnis betreffend Datenschutz und Cybersecurity zum Ausdruck. Dieser hohe Schutz von Kundendaten ist bei Datentransfers in Drittstaaten wie die USA oder in Asien zum Beispiel nicht gewährleistet. Der EU Cloud Code of Conduct ist innerhalb weniger Jahre zu einer echten Marke geworden, die von der europäischen Cloud-Industrie auf breiter Basis angenommen wurde – für uns ist er eine fixe Instanz für den Aufbau von Kundenvertrauen und damit für unsere Marktpräsenz.

Welche Rolle spielt der Bereich F&E bei Fabasoft?

Eine überaus große! Im letzten Geschäftsjahr haben wir 23,6 Prozent, also rund ein Viertel, unseres Umsatzes in Forschung und Entwicklung investiert. Unsere Produktteams in der Entwicklung folgen dem agilen Scrum-Framework. Das Ziel: Innovation und Mehrwert nach dem Grundsatz „Quality, Usablity & Style“ zu schaffen. Um Markttrends so früh wie möglich zu erkennen, holen wir regelmäßig das Feedback der Kunden ein, sprechen mit Analysten und beobachten den Markt.

Welche Auswirkungen hat Corona Ihrer Meinung nach auf den digitalen Wandel?

»„Corona hat aufgezeigt, wie atemberaubend die Innovationskraft der Digitalisierung und wie rasant die digitale Transformation ist.“«

Helmut Fallmann

Corona hat aufgezeigt, wie atemberaubend die Innovationskraft der Digitalisierung und wie rasant die digitale Transformation ist. Um da den Anschluss nicht zu verlieren, brauchen wir die neue TU Linz mit Digitalisierungsschwerpunkt. Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung ist die enge Anbindung an unsere Industrie und ihre Forschungsschwerpunkte in den Bereichen Robotik und künstliche Intelligenz. Nur so kann wahre Relevanz für den Standort entstehen. Und zwar nachhaltig, denn wir müssen aufpassen, dass großartig ausgebildete Talente mit ihren Spin-offs und Start-ups nicht nach wenigen Jahren Richtung Übersee abwandern.Was tun gegen diesen Braindrain?

Es muss ein Bewusstsein dafür entwickelt werden, dass der schnelle Verkauf europäischer Start-up-Lösungen an Unternehmen aus Übersee nicht die erste Wahl für Exit-Strategien bleiben darf. Wir müssen traditionelle Industriebetriebe in Europa davon überzeugen, dass Beteiligungsoptionen an kreativen und bereits erfolgreichen jungen Unternehmen eine Win-win-Situation für beide erzeugen können. Fabasoft hat mit der Übernahme von 60 Prozent der Geschäftsanteile an der Xpublisher GmbH mit Sitz in München gezeigt, wie eine erfolgreiche europäische Industrie- und Start-up-Strategie aussehen könnte. Damit haben wir nach dem Search-Technologie-Unternehmen Mindbreeze ein zweites Mal ein junges Unternehmen mit Wachstumskapital ausgestattet, damit es mithilfe unserer Erfahrung und Marktkontakte den nächsten Entwicklungssprung hinlegen kann. Uns interessiert, echtes Unternehmertum zu fördern.

Zur Person:

Helmut Fallmann gründete gemeinsam mit Leopold Bauernfeind 1988 den Softwarekonzern Fabasoft. Heute ist er Mitglied des Vorstandes der börsennotierten Fabasoft AG, die sich als ein führender europäischer Softwarehersteller und Cloud-Anbieter mit Sitz in Linz etabliert hat.

Als Mitglied im Bundesvorstand der Industriellenvereinigung und überzeugter Europäer setzt sich Fallmann besonders für den Wirtschaftsstandort Europa ein. Fabasoft ist unter anderem Co-Chair der EU-Arbeitsgruppe „Candidate Cloud Security Certification Scheme“, Mitglied des Entscheidungsgremiums „EU Cloud Code of Conduct“ sowie Member Official Contact der Fabasoft AG im European Telecommunications Standards Institute (ETSI).

Bildung gilt für Helmut Fallmann als Grundessenz des Fortbestands unserer Wohlstandsgesellschaft. Er engagiert sich daher als Präsident für die „Talente OÖ“ und setzt sich für die Umsetzung einer neuen Technischen Universität in Linz mit Schwerpunkt Digitalisierung ein.

Mehr Infos unter:

www.fabasoft.com

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